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Wie sich die Sprache (vielleicht) entwickelte

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Wie sich die Sprache (vielleicht) entwickelte
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Mäuse können mit ihrer Haut die Sauerstoff-Konzentration in der Luft wahrnehmen.
Wie haben die frühen Menschen sprechen gelernt? Bei der Suche nach der Antwort auf diese Frage sollen jetzt ganz besondere Mäuse helfen: Sie tragen die menschliche Version eines mutmaßlichen Sprach-Gens in ihrem Erbgut. Sprechen können diese Mäuse zwar nicht, sie zeigen aber interessante Unterschiede zu ihren unveränderten Artgenossen, hat ein Forscherteam unter Leitung von Svante Pääbo vom Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig entdeckt: In ihren Gehirnen sind Schaltkreise verändert, die beim Menschen als essenziell für Sprache gelten, und sie benutzen zudem andere Frequenzen zum Kommunizieren.

Das Gen FOXP2 gilt als Schlüsselgen für den Erwerb und den Gebrauch von Sprache, unter anderem, weil bei Menschen mit Sprachstörungen Veränderungen in diesem Gen entdeckt wurden. FOXP2 ist eine Art Steuergen: Es enthält den Bauplan für ein Protein, das die Aktivität vieler weiterer Gene reguliert. Es kommt nicht nur beim Menschen vor, sondern auch bei vielen anderen Tieren, unter anderem bei der Maus und beim Schimpansen. Allerdings hat sich nach der Trennung der Entwicklungslinien von Mensch und Schimpanse die menschliche Version offenbar entscheidend verändert: Sie weicht zwar nur in zwei Punkten von der der Menschenaffen ab, diese zwei Punkte gelten jedoch als essenziell für den Spracherwerb.

Genau diese These wollten die Wissenschaftler um Pääbo nun testen. Da Versuche mit Schimpansen aus ethischen und technischen Gründen nicht infrage kamen, wählten sie Mäuse als Modell-Tiere, denn deren FOXP2-Variante ist nahezu identisch mit der des Schimpansen. Daher könne man das Maus-Gen als Modell für das ursprüngliche Gen betrachten und die Veränderung während der menschlichen Evolution simulieren, indem man die Tiere gentechnisch mit der heutigen menschlichen Variante ausstattet, erläutern die Forscher ihr Vorgehen.

Die Übertragung funktioniert offenbar ohne Probleme: Die Mäuse mit dem Menschen-Gen waren gesund, und ihre Organe zeigte keine Auffälligkeiten ? abgesehen vom Gehirn. Dort fanden die Wissenschaftler in einer Region namens Corpus Striatum deutliche Unterschiede zu den unveränderten Mäusen. Dieser Gehirnbereich spielt eine Schlüsselrolle beim Steuern von Bewegungen und gilt als entscheidend für den Spracherwerb beim Menschen. Zudem fiepten die gentechnisch veränderten Mäuse in etwas anderen Frequenzen als ihre Artgenossen, so die Forscher. Noch könne man zwar nur spekulieren, welche Auswirkungen solche Veränderungen während der menschlichen Evolution hatten. Das veränderte FOXP2-Gen könnte jedoch eine feinere motorische Kontrolle ermöglicht haben und damit die Fähigkeit, die Muskelbewegungen in Lungen, Kehlkopf, Zunge und Lippen gezielt zu koordinieren ? eine unabdingbare Voraussetzung für den Erwerb der Sprache.

Svante Pääbo (Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie, Leipzig) et al.: Cell, Bd. 137, S. 961 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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