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Unerwartete Nebenwirkung: Einreiseverbot

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Unerwartete Nebenwirkung: Einreiseverbot
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Ein Medikament gegen Krebs kann Fingerabdrücke verschwinden lassen.
Eine sehr ungewöhnliche Medikamentennebenwirkung hat einem Krebspatienten aus Singapur Probleme bei der Einreise in die USA bereitet: Einer der Wirkstoffe, mit denen er behandelt wird, hat seine Fingerabdrücke verschwinden lassen. Zurück geht dieses Phänomen auf eine chronische Entzündung der Handflächen, die häufig bei der Behandlung mit dem Zytostatikum Capecitabin auftritt. Der 62-Jährige habe erst weiterreisen dürfen, als er den Zollbeamten glaubhaft machen konnte, dass er keine Gefahr darstellt, berichtet sein behandelnder Arzt Eng-Huat Tan vom National Cancer Centre in Singapur. Er empfiehlt Patienten in ähnlichen Fällen daher dringend, eine Bescheinigung ihres Arztes bei sich zu tragen, um derartige Unannehmlichkeiten zu vermeiden.

Der 62-jährige Mr. S., wie die Mediziner den Patienten nennen, litt unter einer Tumorerkrankung des Nasen-Rachen-Raums, die bereits Metastasen gebildet hatte. Er wurde mit einer klassischen Chemotherapie behandelt, die so gut anschlug, dass im Juli 2005 kaum noch Krankheitsherde nachweisbar waren. Um ein erneutes Aufflammen zu verhindern, verordneten die Ärzte ihm als Dauertherapie die Einnahme von Capecitabin, einen Wirkstoff, der unter anderen für die Behandlung von metastasierendem Brust- und Darmkrebs eingesetzt wird. Diese Therapie war ebenfalls sehr erfolgreich, berichtet Tan: Folgeuntersuchungen hätten weiterhin kein Anzeichen einer aktiven Krebserkrankung gezeigt.

Allerdings trat bei S. als Nebenwirkung das sogenannte Hand-Fuß-Syndrom auf. Bei dieser chronischen Entzündung der Handflächen und Fußsohlen rötet sich die Haut, es entstehen Blasen oder auch Geschwüre, die Haut schuppt sich und verursacht zum Teil starke Schmerzen. Da S. jedoch nur an einer moderaten Variante der Krankheit gelitten habe, sei die Capecitabin-Therapie unverändert weitergeführt worden, so Tan. Im Dezember 2008, nachdem er also mehr als drei Jahre mit dem Wirkstoff behandelt worden war, reiste S. dann in die USA, um Verwandte zu besuchen. Am Flughafen wurde er jedoch vier Stunden lang vom Zoll festgehalten, weil die Beamten ihm keine Fingerabdrücke abnehmen konnten ? laut Tan wohl eine Folge der jahrelangen Hautentzündungen. Bis zu diesem Zeitpunkt habe S. gar nicht gewusst, dass die Krankheit seine Hände derartig verändert habe.

Die Beamten rieten ihm, zukünftig einen Brief seines Onkologen mit sich zu führen, um Probleme bei der Abfertigung zu vermeiden. Das gleiche empfiehlt auch Tan, vor allem im Hinblick darauf, dass auch andere in der Chemotherapie eingesetzte Wirkstoffe mit einem Hand-Fuß-Syndrom einhergehen können. S. scheint dabei kein Einzelfall zu sein: Bereits mehrere Patienten berichteten laut Tan in ihren Internet-Blogs vom Verlust ihrer Fingerabdrücke, und vor etwa zwei Jahren wurde der ähnlich gelagerte Fall einer Flugbegleiterin beschrieben, die ebenfalls Probleme bei der USA-Einreise bekommen hatte.

Eng-Huat Tan (National Cancer Centre, Singapur) et al.: Annals of Oncology, doi: 10.1093/annonc/mdp278 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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