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Uhus im Zwielicht

Erde|Umwelt

Uhus im Zwielicht
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Der weiße Fleck im Halsbereich des Uhus ist beim Rufen gut sichtbar. Foto: V. Penteriani
Uhus rufen in der Dämmerung besonders häufig, weil ihr weißes Brustgefieder im Zwielicht besonders gut sichtbar ist, haben finnische Wissenschaftler herausgefunden. Im Gegensatz zu tagaktiven Vögeln können die nachtaktiven Uhus nicht durch ein buntes Gefieder auf sich aufmerksam machen. Die meiste Zeit sind die Vögel in ihrer Kommunikation daher auf Rufe beschränkt. Ein weißer Fleck am Hals, der bei jedem Ruf aufgebläht wird, ist jedoch während der Dämmerung besonders gut zu sehen. Häufiges Rufen während dieser Zeit erhöht also die Chance, von Artgenossen wahrgenommen zu werden, schreiben Vincenzo Penteriani und Maria del Mar Delgado von der Universität Helsinki.

Um zu überprüfen, ob der weiße Fleck tatsächlich während der Rufkonzerte am besten zu sehen ist, platzierten die Forscher einen ausgestopften Uhu mit gut sichtbarem Brustfleck in den Revieren von 25 Uhus im spanischen Nationalpark Sierra Norte de Sevilla. Uhus nutzen immer dieselben Plätze für ihre Rufe, daher konnten die Wissenschaftler leicht einen für Uhus typischen Platz ausfindig machen.

In der Dämmerung fotografierten sie die Attrappe: zunächst vor Beginn des Rufkonzerts, dann immer in dem Moment, wenn der ortsansässige Uhu rief, und nach Abschluss des Konzerts. Kontrastmessungen bestätigten die Vermutung der Forscher: Der weiße Fleck im Gefieder des Uhus war genau in der Zeit des Rufkonzerts wesentlich deutlicher zu sehen als davor oder danach. Der weiße Fleck erhöht demnach in Verbindung mit dem Rufen die Wahrscheinlichkeit, einen Artgenossen zu treffen, folgern die Wissenschaftler. Dies gelte wohl für zahlreiche dämmerungs- und nachtaktive Vögel, die häufig mit einem weißen Brustfleck ausgestattet sind.

Zu ihrer These gelangten die Forscher anhand eines bekannten Phänomens: In den Stunden des Sonnenaufgangs und des Sonnenuntergangs singen viele Vögel besonders intensiv. Zahlreiche Studien haben in den vergangenen beiden Jahrzehnten versucht, eine Erklärung für dieses Verhalten zu finden. Der Fokus lag jedoch auf den tagaktiven Singvögeln, berichten Penteriani und del Mar Delgado.

Dämmerungs- und nachtaktive Vögel zeigen jedoch eine Besonderheit: Sie vollziehen das Ritual der Morgen- und Abendgesänge das ganze Jahr hindurch, während viele Singvögel vor allem im Frühling und Sommer zwitschern. Diese Tatsache schließt nach Ansicht der Forscher eine Reihe von Theorien aus, wonach die Vögel Weibchen beeindrucken, ihr Revier abgrenzen oder ihr Nest verteidigen wollen.

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All diese Theorien setzen ein hormongesteuertes Verhalten voraus, das von der Jahreszeit abhängig ist, und treffen somit auf die Nachtvögel nicht zu. Auch die These, dass die Vögel schlicht die Zeit nutzen, bevor die Insekten aktiv werden und sie mit Beutefang beschäftigt sind, trifft auf die Uhus nicht zu: Wildkaninchen, die Hauptbeute der Vögel, sind in der Dämmerung besonders aktiv, die Uhus verwenden also wertvolle Jagdzeit auf ihre Rufe. All das sprach nach Ansicht der Forscher für die Theorie, dass die Vögel ihre Rufkonzerte in Verbindung mit dem weißen Halsfleck entwickelten, um die Aufmerksamkeit ihrer Artgenossen zu wecken und von ihnen gesehen zu werden.

Vincenzo Penteriani und Maria del Mar Delgado: Plos One, April 2009, doi: 10.1371/journal.pone.0004960 ddp/wissenschaft.de ? Mascha Schacht
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