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Dohlen haben ein Gespür für menschliche Gesten

Erde|Umwelt

Dohlen haben ein Gespür für menschliche Gesten
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Dohlen ändern ihr Verhalten, wenn Menschen oder andere Vögel sie anschauen. Während die meisten Tierarten nur auf deutliche Gesten, bestenfalls noch auf Kopfbewegungen reagieren, können die Rabenvögel schon aus einer Augenbewegung oder der Blickrichtung eines Gegenübers Informationen gewinnen. Wie die Dohlen den Blick eines Menschen interpretieren, hängt davon ab, ob es sich um einen potenziellen Feind oder einen Bekannten handelt. Die Biologen um Auguste von Bayern von der Universität in Oxford erklären sich die besonderen Fähigkeiten der Vögel mit ihrem Sozialverhalten: Dohlen bleiben ihrem Partner ein Leben lang treu und pflegen eine intensive Kommunikation. Ihre Augen mit schwarzer Pupille auf weißem Grund ähneln zudem denen des Menschen.

Die Forscher studierten das Verhalten von zehn, von Hand aufgezogenen Dohlen. Ihre These: Dohlen interpretieren Blicke anderer Lebewesen je nach Situation unterschiedlich. Im ersten Versuch haben die Forscher untersucht, wie lange die Vögel in Anwesenheit eines fremden Menschen zögerten, bis sie sich ihr Futter aus einer Schale holten. Die Wartezeit hing offensichtlich davon ab, für wie aufmerksam die Vögel ihr Gegenüber einstuften: je aufmerksamer der Fremde erschien, desto länger die Wartezeit der Vögel. Dabei interpretierten die Dohlen schon eine Änderung der Blickrichtung als Erhöhung oder Verringerung der Aufmerksamkeit: Schaute der Mensch den Futternapf direkt an, warteten sie zum Beispiel wesentlich länger, als wenn der Mensch die gleiche Kopfposition beibehielt, dabei aber den Blick nach links wendete.

Gänzlich anders interpretierten Dohlen die Blicke ihres Gegenübers, wenn es sich um eine vertraute Person handelte: Sie hatten keine Angst und zögerten nicht, sich das Futter zu holen. In einem Folgeversuch kooperierten sie sogar mit dem Menschen: Indem sie den Blicken oder Kopfbewegungen ihres Halters folgten, gelang es den Vögeln, verstecktes Futter ausfindig zu machen. Sie verstanden die Blicke diesmal offensichtlich als Hinweise ? obwohl die bekannte Person genau die gleichen Bewegungen machte, wie die fremde Person im vorherigen Versuch.

Ob die besondere Begabung der Vögel angeboren oder erlernt ist, konnten die Wissenschaftler nicht klären. Die Angst vor Feinden jedenfalls kann ihrer Ansicht nach nicht die Ursache für die überdurchschnittliche Aufmerksamkeit der Vögel sein: Dohlen werden hauptsächlich von Greifvögeln gejagt und diese bewegen eher den ganzen Kopf anstatt der Augen. Also müssen vielsagende Blicke entweder gängige Signale in der Kommunikation der Dohlen mit ihren Artgenossen sein, oder aber die Versuchstiere entwickelten ihre Fähigkeiten durch den intensiven Kontakt mit ihren menschlichen Besitzern.

Auch die Gestalt der Augen könnte die Kommunikation über Blicke begünstigen: Während viele Vögel dunkle Knopfaugen besitzen, sind die Augen der Dohlen denen des Menschen äußerlich sehr ähnlich: Sie besitzen eine dunkle Pupille auf einer weißen Iris. Das macht es vermutlich leichter, dem Blick zu folgen, erklären die Forscher.

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Auguste von Bayern (Universität Oxford) et al: Current Biology (DOI: 10.1016/j.cub.2009.02.06) ddp/wissenschaft.de ? Mascha Schacht
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