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Frühlingserwachen auf Saturn

Astronomie|Physik

Frühlingserwachen auf Saturn
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Der 113 Kilometer große Saturnmond Epimetheus wirft seinen Schatten auf die Ringe des Saturns.
Auf die Frage, wo um alles in der Welt dieses Jahr der Frühling bleibt, haben Astronomen jetzt eine Antwort gefunden: auf dem Saturn. Während auf der Erde nämlich nach wie vor der Winter herrscht, hat die Raumsonde Cassini am Ringplaneten die ersten Anzeichen dafür entdeckt, dass auf seiner nördlichen Halbkugel in Kürze der Frühling anbrechen wird. Allerdings handelt es sich dabei nicht um klassisch irdische Frühlingsboten wie Vogelgezwitscher oder knospende Bäume, sondern um Schatten, die die Saturnmonde auf die Ringe werfen. Das passiert nur dann, wenn die Sonne ? vom Saturn aus gesehen ? den Äquator überquert. Kleiner Trost für alle Frierenden: Der Saturn musste noch viel länger auf seinen Nordfrühling warten als die Erde, nämlich fast 30 Jahre.

Genau wie bei der Erde ist auch beim Saturn die Planetenachse gegenüber der Umlaufbahn geneigt, der Äquator liegt also nicht in der Ebene, in der der Planet um die Sonne wandert. Dadurch bescheint die Sonne den Saturn auf seinem knapp 30 Jahre dauernden Weg um den Stern nicht gleichmäßig: Auf einem Teil der Strecke ist die Südhalbkugel Richtung Sonne gewandt, auf einem anderen die Nordhalbkugel. Vom Planeten aus gesehen überquert die Sonne dabei zweimal während eines Umlaufs den Äquator. Wenn sie direkt darüber steht, kommt es zur Tagundnachgleiche, da dann die Länge von Hell- und Dunkelphasen auf dem gesamten Planeten exakt gleich sind. Dieses Ereignis leitet den Nord- beziehungsweise Südfrühling ein.

Die nächste Tagundnachtgleiche auf dem Saturn wird am 11. August dieses Jahres stattfinden. Zu dieser Zeit beleuchtet die Sonne das Ringsystem genau von der Seite, so dass es eine schmale Schattenlinie auf den Planeten wirft. Einen ersten Vorboten dieses Ereignisses hat Cassini bereits erspäht: Im Januar tauchte erstmals der Schatten eines der Saturnmonde, des 113 Kilometer großen Epimetheus, nicht mehr auf dem Planeten, sondern auf dessen Ringen auf. In den kommenden Monaten werden weitere Mondschatten folgen.

Für das Cassini-Team sind diese Schatten jedoch weit mehr als nur die Anzeichen des kommenden Nordfrühlings: Sie erhoffen sich aus ihrer Form und Größe Hinweise auf den Aufbau und die Dicke der inneren Saturnringe. Diese sind nämlich nur schwer direkt zu beobachten, weil sie während der Tagundnachtgleiche hinter dem deutlich dickeren äußeren F-Ring verschwinden. Sollte es dort jedoch Unregelmäßigkeiten in der Struktur, etwa Beulen oder Löcher, geben, müssten diese die Mondschatten verzerren. “Weil wir wissen, wie groß die Monde sind, und wo genau sie sich auf ihrer Umlaufbahn um den Saturn befinden, wenn sie ihren Schatten werfen, haben wir alle Informationen zusammen, die wir brauchen, um jegliche potenziell vorhandene vertikale Struktur zu entdecken”, erläutert John Weiss vom Space Science Institut in Boulder. Cassini wird die Ringe noch bis zum 30. September 2010 beobachten, um die ungewöhnlichen Lichtbedingungen während der Tagundnachtgleiche voll ausnutzen zu können.

New Scientist, Onlinedienst Mitteilung des Space Science Instituts (Boulder, Colorado) ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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