Der Planet Jupiter war in seiner Frühzeit ein wahrer Mondfresser: Der Gasriese verschluckte bis zu fünf Generationen von Monden, glauben die beiden Wissenschaftler Robin Canup und William Ward vom Southwest Research Institute im amerikanischen Boulder. Mit dieser Theorie sehen die Forscher ein Rätsel gelöst, das die Jupiterforschung bislang vor große Probleme stellte: den Verbleib der Masse, die den Jupiter in seiner Entstehungsphase als sogenannte Staubscheibe umkreiste. Die heute noch existierenden Jupitermonde enthalten nur einen Bruchteil der Masse, die dem frühen Jupiter eigentlich zur Verfügung stand. Daher müsse die restliche Masse auf den Planeten gestürzt sein, folgern die Wissenschaftler.
Simulationen der Jupiterentstehung gehen davon aus, dass in der Staubscheibe des Jupiters eine Gesamtmasse enthalten war, die mehr als zehn Prozent der Planetenmasse entsprach. Die heutigen Monde enthalten aber nur ein Masseäquivalent von rund zwei Prozent der Jupitermasse, schildern die Wissenschaftler.
Dieser Widerspruch brachte Astronomen bislang in Erklärungsnöte. Canup und Ward lösten das Rätsel, indem sie die Entstehung der Monde auf mehrere Generationen aufteilten. Ihrer Theorie zufolge formten sich schon in der Frühphase der Planetenentstehung Monde. Sobald diese Monde eine bestimmte Masse erreichten, wurde die Anziehungskraft des Jupiters aber so groß, dass sie letztendlich auf den Planeten stürzten, erläutern die Forscher.
Die vier größten, heute noch existierenden Jupitermonde profitierten dagegen vom Versiegen des Massestroms aus der Staubscheibe. Ihre Entstehung fiel genau in die Zeit, in der kein neues Material mehr aus dem Sonnensystem eintraf, glauben die Forscher. Daher konnten sie die kritische Masse nicht überschreiten und nahmen stattdessen ihre Umlaufbahn um den Jupiter ein. Canup und Ward zufolge sind die sogenannten Galileischen Monde Io, Europa, Ganymed und Kallisto demnach die letzten Überlebenden einer langen Generation von großen Jupitermonden.
Robin Canup und William Ward (Southwest Research Institute, Boulder): New Scientist, Bd. 2698, S. 11 ddp/wissenschaft.de ? Markus Zens