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Herrenduft mit Mehrwert

Erde|Umwelt

Herrenduft mit Mehrwert
Die Weibchen des mottenähnlichen Maiszünslers können sich bei der Partnerwahl getrost auf ihre Nase verlassen: Der Duft, den ein Männchen ausströmt, verrät dessen Alter, die Herkunft und die allgemeine Fitness. Das hat ein schwedisches Forscherduo bei einer Untersuchung der kleinen Schmetterlingsart entdeckt, deren Raupen große Schäden an Nutzpflanzen wie Mais, Hopfen und Kartoffeln anrichten. Der männliche Duftcocktail sei folglich maßgeblich daran beteiligt, dass sich die verschiedenen Gruppen nicht miteinander vermischen ? und wird damit wohl in Zukunft dazu beitragen, dass aus den Gruppen eigene Arten werden, schreiben die Forscher.

In den ersten Tests bekamen die Weibchen drei potenzielle Partner vorgesetzt, die sich nur im Alter unterschieden. Zwar begannen alle gleich intensiv, die Weibchen zu umgarnen, beobachteten die Forscher. Zum Zug kam jedoch jeweils nur das älteste Männchen ? allerdings nur dann, wenn die pinselartigen Haarbüschel, die es am Unterleib trägt, ausgestülpt und voll funktionsfähig waren. Diese Büschel sind es demnach, die die Duft- und Lockstoffe produzieren, schlossen die Forscher, und nahmen sie genauer unter die Lupe.

Das Ergebnis: Es sind vor allem vier Substanzen ? Abkömmlinge einer Verbindung zwischen einem organischen Molekül mit 16 Kohlenstoffatomen und Essigsäure ? beziehungsweise deren Mischungsverhältnisse, die den charakteristischen männlichen Duftcocktail ausmachen. Mit steigendem Alter der Tiere nahm der Anteil einer der Verbindungen messbar ab, während die Menge eines anderen anstieg. Offenbar reicht dieser Unterschied den Weibchen, um das Alter der Männchen am Duft zu erkennen. Indem sie die älteren Tiere wählen, stellen die Weibchen zudem sicher, dass sie gesunde und widerstandsfähige Partner erwischen ? schließlich erreichen im Allgemeinen nur diese ein entsprechendes Alter.

Auch die Herkunft ihrer potenziellen Partner erkennen die Weibchen anscheinend anhand der unterschiedlichen Zusammensetzung des Duftcocktails, zeigte ein weiterer Test, in dem die Forscher die Weibchen zwischen Männchen aus Frankreich, Ungarn, den USA, Slowenien und denen einer verwandten Art aus China wählen ließen. Die Weibchen entschieden sich fast ausschließlich für Männchen aus ihrer eigenen Gruppe, die ein messbar anders zusammengesetztes Duftbouquet verströmten als ihre Artgenossen mit anderer Herkunft. Das sei besonders im Hinblick auf die Bildung neuer Zünsler-Arten interessant, erläutern die Wissenschaftler: Wenn die Weibchen eine derart ausgeprägte Vorliebe für die Mitglieder der eigenen Gruppe haben, werden sich die Gruppen selbst bei räumlicher Nähe immer stärker isolieren und unterschiedlich entwickeln. Am Ende ist eine Vermischung dann gar nicht mehr möglich. Neben den neuen Erkenntnissen für die Artentstehung könnten die Ergebnisse in Zukunft helfen, effizientere Pheromonfallen für die Schädlinge zu entwickeln.

Jean-Marc Lassance, Christer Löfstedt (Lund University): BMC Biology , Online-Vorabveröffentlichung ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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