Sowohl bei Männern als auch bei Frauen reagierte das Gehirn auf schöne Motive stärker als auf unästhetische Bilder, zeigte die Auswertung. Zudem gab es einen deutlichen Geschlechtsunterschied: Zwar aktivierten die schönen Gemälde bei beiden Geschlechtern Areale im Scheitellappen des Gehirns, bei Männern beschränkte sich diese Aktivität jedoch auf die rechte Seite, während bei Frauen beide Hirnhälften aktiv wurden. Betroffen waren dabei Regionen, die sich erst relativ spät während der menschlichen Evolution spezialisiert haben ? für die Forscher ein klarer Hinweis darauf, dass es sich bei dem gemessenen Geschlechtsunterschied nicht um ein altes Primatenerbe, sondern um ein für die menschliche Abstammungslinie charakteristisches Phänomen handelt.
Der Unterschied trat erst mit einer Verzögerung von etwa 300 Millisekunden auf, erläutern die Wissenschaftler. Er gehe daher wohl auf eine unterschiedliche Verarbeitung und Beurteilung der Bilder und nicht auf eine unterschiedliche Wahrnehmung zurück. Da sie mit der Verarbeitung von räumlichen Informationen zusammenhänge, spiegele die Abweichung möglicherweise die unterschiedlichen Orientierungsstrategien wider, die die geschlechtsspezifische Aufgabenverteilung in den frühen Jäger-Sammler-Gesellschaften mit sich brachte. Es sei es jedoch auch möglich, dass Frauen schöne Bilder stärker mit sprachlichen Konzepten koppeln und deswegen ihre linke Hirnhälfte, den Sitz des Sprachzentrums, mitbenutzen. Die Forscher wollen der Frage auf jeden Fall weiter nachgehen ? schließlich sei die Entwicklung eines Schönheitssinns einer der zentralsten Punkte der menschlichen Evolution gewesen.