Ein internationales Forscherteam hat einen Gammastrahlenblitz in den Tiefen des Alls entdeckt, dessen Energie alles bislang gemessene übertrifft: Die Explosion im Sternbild Carina, die das Gammastrahlenteleskop Fermi aufgezeichnet hat, war rund 9.000-mal stärker als eine durchschnittliche Supernova, berichten die Astronomen. Einen bedeutenden Beitrag für die Messung und Charakterisierung der Strahlung haben dabei Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik in Garching geleistet: Das Team um Jochen Greiner maß die Entfernung, in der die Explosion stattfand, und machte damit die exakte Berechnung der freigewordenen Energiemenge erst möglich.
Den Ergebnissen der Garchinger Forscher zufolge entstand der Gammastrahlenblitz mit dem wissenschaftlichen Namen 080916C rund 12 Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt. Im September 2008 erreichten die Strahlen des Energieausbruches die Instrumente des Fermi Gamma-ray Space Telescopes, eines von der NASA betriebenen Weltraumteleskops. Neben der enormen Energiemenge, die bei der Explosion freigesetzt wurde, richtet sich das Interesse der Forscher vor allem auf eine ungewöhnliches Phänomen, das sie bei der Messung des Energieausbruches beobachten konnten: Zwischen den Emissionen mit besonders niedriger Energie und denjenigen mit der höchsten Energie trat eine kleine, aber messbare Zeitverzögerung auf.
Eine Erklärung dafür könnte in der unmittelbaren Umgebung des Gammastrahlenausbruchs liegen, schildern die Wissenschaftler: Wenn die Gammastrahlen auf unterschiedliche Weise entstanden sind oder aus unterschiedlichen Regionen der Explosion stammen, wäre solch eine Zeitverzögerung vorstellbar. Einer anderen Theorie zufolge könnte die Zeitverschiebung aber auch mit der sogenannten Quantengravitation zusammenhängen. Dieser Theorie zufolge bewegen sich energieärmere und damit leichtere Gammastrahlen schneller als ihre schweren, energiereichen Pendants. Die Wissenschaftler hoffen, diese Frage schon bald klären zu können ? vorausgesetzt, das Fermi-Teleskop kann in den kommenden Jahren noch weitere Gammastrahlenexplosionen beobachten.
Jochen Greiner (Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik, Garching) et al.: Science, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1126/science.1169101 ddp/wissenschaft.de ? Markus Zens