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Eine Tonne Boa

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Eine Tonne Boa
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Rekonstruktion des Aussehens der 13 Meter langen Riesenboa. Abbildung: Jason Bourque
Die größte bekannte Schlange der Welt lebte vor 60 Millionen Jahren im heutigen Südamerika. Das Tier war 13 Meter lang und eine Tonne schwer, schätzen Forscher, nachdem sie einen Fossilienfund aus dem Nordosten Kolumbiens ausgewertet haben. Eine Schlange von dieser Größe konnte nur bei sehr hohen Umgebungstemperaturen überleben. 30 bis 34 Grad Celsius müsste das Jahresmittel zu ihren Lebzeiten in der Region betragen haben ? mehr als bisher angenommen.

Das Ungetüm trägt den wissenschaftlichen Namen Titanoboa cerrejonensis, was so viel heißt wie „Riesenboa aus Cerrejón“. Cerrejón ist der Name der Gesteinsformation, in der die Wissenschaftler die versteinerten Knochen entdeckt hatten. Tatsächlich sind die Riesenboas Verwandte der heutigen Boas, die allerdings nicht viel länger als drei Meter werden.

Um die Körpergröße der neu entdeckten Riesenboa zu berechnen, mussten die Forscher abschätzen, welchen Abstand die Knochen der Wirbelsäule im lebenden Tier hatten. Dazu verwendeten sie die Größenverhältnisse in besser erhaltenen Titanoboa-Skeletten und kamen auf eine Länge von 13 Metern, mit einem Spielraum nach oben und unten von zwei Metern. Zum Vergleich: Die längste je vermessene lebende Schlange war eine Python mit 9 Metern, wobei Pythons gewöhnlich nicht länger als 6,5 Meter werden. Auch unter den bekannten Fossilien ist Titanoboa cerrejonensis klarer Rekordhalter.

Die maximale Körpergröße, die von wechselwarmen Tieren erreicht werden kann, hängt von der Umgebungstemperatur ab. Aus der außergewöhnlichen Größe von Titanoboa cerrejonensis folgern die Forscher eine neue Untergrenze für die Durchschnittstemperaturen im Paläozän, dem Erdzeitalter von vor 65,5 Millionen Jahren bis vor 55,8 Millionen Jahren. Die mittlere Jahrestemperatur betrug demnach zur Zeit der Riesenschlange 30 bis 34 Grad Celsius.

Die neuen Temperaturdaten zeigen, dass es in der Äquatorgegend heißer war als vermutet, erklären die Forscher. Zudem bestand ein starkes Temperaturgefälle Richtung Süden, denn in der Region des heutigen Argentinien betrug das damalige Jahresmittel um die 14 Grad Celsius. Das steht im Widerspruch zu der sogenannten Thermostat-Hypothese, nach der in Wärmeperioden wie dem Paläozän der Äquator relativ kühl bleibt und die Temperaturgefälle geringer sind. Im Übergang vom Paläozän zum Eozän könnten sogar Durchschnittswerte von 38 bis 40 Grad Celsius zu weitflächigem Hitzetod von Lebewesen am Äquator geführt haben.

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Jason Head (University of Toronto, Mississauga) et al.: Nature (Bd. 457, S. 715, DOI: 10.1038/nature07671) ddp/wissenschaft.de ? Martin Rötzschke
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