Das eigentliche Experiment fand später im US-Bundesstaat Indiana statt: Die Forscher spielten freiwilligen Studenten, die kein Deutsch konnten, zehn oder dreißig Sekunden dauernde Videoausschnitte von Mitte oder Ende der Speed-Dates vor. Die Studenten sollten beurteilen, wer von den Partnern am anderen interessiert war und wer nicht. Die Länge der Videoausschnitte spielte keine Rolle für die Richtigkeit der Prognosen, stellten die Forscher fest. Außerdem waren männliche und weibliche Beobachter gleich gut darin, das Interesse der Männer beim Speed-Dating einzuschätzen ? und gleichermaßen erfolglos bei der Bewertung der Frauen. Während die flirtenden Männer in fast zwei Dritteln aller Fälle richtig beurteilt wurden, lagen die Prognosen, ob eine Frau interessiert war, kaum besser als schlichtes Raten. Meist wurde das Interesse der Frauen überbewertet.
Die Fähigkeit zum Bewerten des Paarungswillens war in der Evolution sehr wichtig und ist es auch heute noch, da sie ermöglicht, die Bemühungen nur auf erfolgversprechende potenzielle Partner zu konzentrieren, erklären die Forscher. Auch für die Unterschiede bei der Bewertung von Männern und Frauen finden sie eine mögliche Erklärung: Aufgrund der unterschiedlichen Rollen von Mann und Frau bei der Fortpflanzung müssen Frauen bei der Partnerwahl wählerischer sein als Männer. Darum sind sie seltener an intimen Treffen interessiert. Häufig verbergen sie jedoch ihr Desinteresse und flirten trotzdem, weil sie möglichst viele Männer genauer begutachten wollen, um eine möglichst gute Wahl zu treffen.