Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Rekordverdächtiger Luftmangel

Erde|Umwelt Gesundheit|Medizin

Rekordverdächtiger Luftmangel
Knapp unterhalb des Gipfels des Mount Everests haben britische Ärzte bei Extrembergsteigern die bislang niedrigsten Sauerstoffwerte im menschlichen Blut gemessen: Der Sauerstoffanteil lag im Schnitt bei einem Partialdruck von 3,3 Kilopascal ? bei gesunden Menschen liegt der Wert unter normalen Bedingungen bei 12 bis 14 Kilopascal, berichten der Intensivmediziner und Bergsteiger Michael Grocott und seine Kollegen vom University College in London. Mit einem derartig starken Sauerstoffmangel befänden sich Menschen auf Meeresspiegelniveau in einem äußerst kritischen Zustand. Die Extrembergsteiger kamen jedoch alle wieder gesund und wohlbehalten von ihrer Everest-Tour zurück. Die Körpermechanismen, die den Sauerstoffmangel kompensieren helfen, könnten vielleicht Hinweise für Notfalltherapien beispielsweise bei Atemwegserkrankungen liefern, schreiben die Forscher.

Insgesamt zehn Mediziner und Bergsteiger nahmen im Mai 2007 das Ersteigen des Mount Everest in Angriff. Ihr Ziel: Sie wollten auf dem höchsten Punkt der Erde die Sauerstoffversorgung des Körpers untersuchen. Zudem entnahmen sie sich gegenseitig an mehreren Stationen auf ihrer Tour Blutproben, die von Sherpas sofort zu einem Labor in einem Basiscamp zur Analyse gebracht wurden. Der rund 8.850 Meter hohe Gipfel wurde zwar erreicht, doch war unter den Umgebungsbedingungen von minus 25 Grad Celsius und heftigem Wind eine Blutentnahme nicht möglich. Erst in einem geschützten Bereich unterhalb des Gipfels auf rund 8.400 Metern gelang die Probennahme: Die Forscher setzten für rund 20 Minuten ihre Sauerstoffmasken ab, atmeten die dünne Hochgebirgsluft und entnahmen mit einer Spritze etwas Blut aus einer Beinarterie.

Ungeübte Flachlandtiroler wären in der extremen Höhe eines Achttausenders nach zwei bis drei Minuten bewusstlos, schreiben die Forscher. Die trainierten und akklimatisierten Teilnehmer der Expedition zeigten hingegen keinerlei kognitiven Beeinträchtigungen. Die Forscher führen dies auf exzellente Anpassungsleistungen des Körpers an die Extrembedingungen des Hochgebirges zurück. Von diesen physiologischen Vorgängen im Körper wollen sie nun bessere intensivmedizinische Therapien ableiten. „Sauerstoffmangel ist ein ständiges Problem in der Intensivmedizin“, erklärt Expeditions- und Studienleiter Grocott. Die Forscher hoffen, durch weiterführende Untersuchungen Therapievorschläge etwa für akutes Lungenversagen, Mukoviszidose und Lungenemphysemen entwickeln zu können.

Michael Grocott (University College, London) et al.: New England Journal of Medicine, Bd. 360, S. 140 ddp/wissenschaft.de ? Martin Schäfer
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Ar|beits|so|zio|lo|gie  〈f. 19; unz.〉 Teilgebiet der Soziologie, das sich mit der Arbeit, bes. in der industriellen Produktion, befasst

Sprung|tem|pe|ra|tur  〈f. 20〉 1 〈i. w. S.〉 Temperatur, bei der sich eine physikal. Eigenschaft eines Materials sprunghaft ändert 2 〈i. e. S.〉 bei der Supraleitung die Temperatur, bei der der elektr. Widerstand plötzlich verschwindet … mehr

♦ gas|trisch  〈Adj.; Med.〉 den Magen betreffend, zu ihm gehörig, von ihm ausgehend [zu grch. gaster … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige