Liebe macht auch die Nase blind, zeigt jetzt eine Studie kanadischer Forscher: Frauen, die schwer verliebt sind, haben Probleme, die Körpergerüche anderer Menschen auseinanderzuhalten ? speziell derjenigen, die als potenzielle Partner infrage kommen. Dahinter steckt vermutlich eine generelle Strategie, die sich im Lauf der menschlichen Evolution herausgebildet hat: Indem Verliebte unempfindlicher gegenüber den sexuellen Signalen anderer werden, seien es nun Körpergeruch, das Aussehen oder andere Attribute, steigen die Chancen auf die Dauerhaftigkeit der eigenen Partnerschaft.
Zwanzig junge Frauen mit festen Partnern wurden von dem Forscherduo Johan Lundström und Marilyn Jones-Gotman unter die Lupe genommen. Alle füllten einen Fragebogen aus, in dem die Leidenschaft und die Stärke der romantischen Gefühle für den Partner bewertet werden sollten. Währenddessen ließen die Wissenschaftler die Lebensgefährten sowie einige männliche und weibliche Freunde der Probandinnen sieben Nächte lang in Baumwollt-T-Shirts schlafen, in die Kompressen zum Aufsaugen von Achselschweiß eingenäht waren. Im eigentlichen Test musste die Frauen schließlich aus drei T-Shirts ? zwei von Fremden und eines von einem Freund oder dem eigenen Partner ? dasjenige auswählen, dessen Duft sie kannten.
Den Partner zu erkennen, hatte keine der Frauen Schwierigkeiten, beobachteten die Forscher. Das Gleiche galt für die Geruchsproben von ihren Freundinnen. Anders sah es jedoch bei den männlichen Freunden aus: Je höher die Punktzahl einer Probandin im Fragebogen, je intensiver also ihre Gefühle für ihren Partner waren, desto schlechter konnte sie den Geruch eines Freundes von dem eines Fremden unterscheiden.
Ähnliche Effekte hatten Forscher in den vergangenen Jahren bereits in Bezug auf das Aussehen potenzieller Konkurrenten gefunden: Auch hier verringern starke romantische Gefühle die Attraktivität anderer Männer oder sie lassen zumindest den Eindruck, den diese Männer hinterlassen, schnell wieder verblassen. Johan Lundström interessiert nun vor allem, was im Gehirn der Verliebten passiert, um die Wahrnehmung derart zu verändern. „Ich bin ja schließlich kein Liebes-Guru ? der Schwerpunkt des Projektes ist es, danach zu suchen, wie das Gehirn Gerüche verarbeitet“, kommentiert er.
New Scientist, Onlinedienst Originalarbeit der Forscher: Johan Lundström und Marilyn Jones-Gotman (McGill University, Montreal): Hormones and Behavior, Online-Vorabveröffentlichung, doi: 10.1016/j.yhbeh.2008.11.009 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel