Das falsche Wiehern irritierte die Pferde offenbar: Sie hoben ruckartig den Kopf und schauten auch messbar länger auf die Stelle, an der ihr Artgenosse verschwunden war, als wenn Wiehern und vorbeigeführtes Pferd zusammengehörten. Alle Tiere reagierten dabei gleich ? unabhängig von ihrem Geschlecht oder ihrem Alter, bei anderen Tierarten beides Faktoren, die das Erkennen von Artgenossen beeinflussen können. Es gibt also zumindest einen Ansatz einer sogenannten modalitätsübergreifenden Wahrnehmung bei Pferden, schließen die Forscher daraus: Die Tiere können die Eindrücke unterschiedlicher Sinne selbst dann miteinander kombinieren, wenn sie sie nicht gleichzeitig wahrnehmen, und daraus ein klares, eindeutiges Bild ableiten ? in diesem Fall das Bild eines ganz bestimmten Artgenossen.
Diese Fähigkeit galt lange Zeit als eine rein menschliche Errungenschaft, schreiben die Forscher. Erst seit wenigen Jahren gebe es Hinweise, dass sie auch bei Tieren vorkommt ? speziell bei Affen, aber in geringerem Maße auch bei Hunden, Hamstern und Elefanten. Zu verstehen, wie sich die Tiere gegenseitig erkennen, sei aus mehreren Gründen wichtig. So spiegelt es unter anderem den Aufbau ihrer Sozialstrukturen wider. Zudem ist es das Unterscheiden von verschiedenen Individuen eine Voraussetzung für die Entwicklung von Kommunikationssystemen, so dass sich aus Ergebnissen wie den aktuellen ablesen lässt, wie solche Verständigungssysteme entstehen.