In einem über 2.000 Jahre alten Schädel haben britische Forscher Reste des Gehirns entdeckt. Normalerweise gehen durch Verwesungsprozesse alle weichen Gewebe verloren. Die Forscher um Rachel Cubitt von der Universität York waren daher sehr erstaunt, als sie bei Ausgrabungen auf eine klumpige Masse innerhalb des Schädels stießen. Sie wollen nun weiter untersuchen, welche Konservierungsprozesse das Gehirn erhalten haben. Damit ließen sich Schlüsse über frühere Bestattungspraktiken ziehen. Da der Schädel ohne weitere Knochen oder Überbleibsel eines Körpers gefunden wurde, handelte es sich vermutlich um ein rituelles Opfer, teilt die Universität York mit.
Die Forscher wurden ausgerechnet auf ihrem eigenen Universitätsgelände fündig. Bei Erweiterungsarbeiten auf dem Campus stießen sie an einer Ecke des Geländes auf Überbleibsel einer über 2.000 Jahre alten Siedlung. Archäologische Untersuchungen brachten schon Mitte des Jahres das Skelett eines Mannes zutage, der wohl vor 2.000 Jahren an
Tuberkulose gestorben war. In einer Schlammgrube fanden die Forscher nun einen einzelnen Schädel. Beim Säubern entdeckte Rachel Cubitt, eine der beteiligten Forscherinnen, dass sich etwas im Schädel befand. Sie vermutete darin Reste des Gehirns, was eine spätere Analyse des Schädels im Computertomographen bestätigte.
Die Forscher wollen nun die Gehirnsubstanz genauer untersuchen. „Sie scheint sehr gut erhalten zu sein“, kommentiert der Neurologe Philip Duffey. Die Gehirnmasse zählt weltweit zu den ältesten Gehirnfunden. Noch ruht die Masse unangetastet im Schädel. Die Forscher wollen nun jedoch herausfinden, welche Gehirnstrukturen noch erhalten sind und vor allem, was zu ihrer Erhaltung beigetragen hat.
Mitteilung der Universität York ddp/wissenschaft.de ? Martin Schäfer