Der Zahnmediziner William Giannobile und sein Team verfolgten bei ihrer Gentherapie nun einen ähnlichen, aber nachhaltigeren Ansatz: Sie bauten ein Gen in ein inaktives Virus ein, das den Bauplan für eine Andockstelle für TNF-alpha enthielt ? ein Protein, von dem Parodontitis-Patienten meist zu wenig produzieren. Einmal in die Zellen eingeschleust sorgt das veränderte Virus dafür, dass die Produktion dieses Schlüsselmoleküls angekurbelt und das entzündungsfördernde TNF-alpha so aus der Zelle herausgefischt wird. Giannobile und seine Kollegen arbeiten mit einem Biotechnologie-Unternehmen zusammen, das den gleichen Ansatz bei Patienten mit rheumatoider Arthritis testet, einer Krankheit, die ebenfalls durch chronische Entzündungen gekennzeichnet ist. Dort hatte sich die Therapie bereits in kleinen klinischen Studien als überwiegend positiv erwiesen.
Giannobile ist der Überzeugung, dass die bisher hauptsächlich bei lebensbedrohlichen Krankheiten getestete Gentherapie in Zukunft immer mehr auch gegen Erkrankungen eingesetzt werden wird, die vor allem die Lebensqualität der Betroffenen verringern. Man könne mittlerweile die Risiken der Methode besser abschätzen und daher seien solche Ansätze eher gerechtfertigt, kommentiert er. Das Eingreifen in Entzündungsprozesse ist allerdings nicht ungefährlich: In der Rheumastudie etwa kam es zu einem Fall einer lebensgefährlichen Sepsis, und auch die bisher verwendeten TNF-alpha-Hemmer werden mit schwerwiegenden Komplikationen wie einem erhöhten Krebsrisiko in Verbindung gebracht.