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Gentherapie mit Biss

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Gentherapie mit Biss
Zahnärzte könnten Parodontitis in Zukunft mit Hilfe einer Gentherapie behandeln. Ein erster Schritt dorthin ist jetzt US-Forschern gelungen: Sie konnten bei Ratten die Zerstörung der Knochen durch die chronische Zahnfleischentzündung deutlich verringern, indem sie den Tieren ein unschädlich gemachtes Virus samt eines Gens für ein entzündungshemmendes Protein verabreichten. Beim Menschen angewendet haben die Forscher ihre Methode bisher zwar noch nicht. Ein ähnlicher Ansatz zur Behandlung von Rheuma lieferte jedoch bereits vielversprechende Ergebnisse. Bevor allerdings klinische Studien beginnen können, muss erst das Gefahrenpotenzial der Therapie genauer untersucht werden ? vor allem, weil es im Fall der Parodontitis nicht um eine lebensbedrohliche Krankheit geht.

Parodontitis ist eine chronische Zahnfleischentzündung, die während ihres Verlaufs auf den Kieferknochen übergreift. Dieser wird dabei häufig so stark geschädigt, dass der Zahn nicht mehr gehalten wird und ausfällt. Bereits früher hatten sich sogenannte TNF-alphaAntagonisten bei der Behandlung der Erkrankung bewährt: Diese Substanzen blockieren die Wirkung eines Entzündungsfaktors, den der Körper gegen die bakterielle Infektion ins Feld schickt, und verringern so die Knochenzerstörung. Dieser Effekt hält allerdings nur so lange an, wie der Wirkstoff verabreicht wird.

Der Zahnmediziner William Giannobile und sein Team verfolgten bei ihrer Gentherapie nun einen ähnlichen, aber nachhaltigeren Ansatz: Sie bauten ein Gen in ein inaktives Virus ein, das den Bauplan für eine Andockstelle für TNF-alpha enthielt ? ein Protein, von dem Parodontitis-Patienten meist zu wenig produzieren. Einmal in die Zellen eingeschleust sorgt das veränderte Virus dafür, dass die Produktion dieses Schlüsselmoleküls angekurbelt und das entzündungsfördernde TNF-alpha so aus der Zelle herausgefischt wird. Giannobile und seine Kollegen arbeiten mit einem Biotechnologie-Unternehmen zusammen, das den gleichen Ansatz bei Patienten mit rheumatoider Arthritis testet, einer Krankheit, die ebenfalls durch chronische Entzündungen gekennzeichnet ist. Dort hatte sich die Therapie bereits in kleinen klinischen Studien als überwiegend positiv erwiesen.

Giannobile ist der Überzeugung, dass die bisher hauptsächlich bei lebensbedrohlichen Krankheiten getestete Gentherapie in Zukunft immer mehr auch gegen Erkrankungen eingesetzt werden wird, die vor allem die Lebensqualität der Betroffenen verringern. Man könne mittlerweile die Risiken der Methode besser abschätzen und daher seien solche Ansätze eher gerechtfertigt, kommentiert er. Das Eingreifen in Entzündungsprozesse ist allerdings nicht ungefährlich: In der Rheumastudie etwa kam es zu einem Fall einer lebensgefährlichen Sepsis, und auch die bisher verwendeten TNF-alpha-Hemmer werden mit schwerwiegenden Komplikationen wie einem erhöhten Krebsrisiko in Verbindung gebracht.

William Giannobile (University of Michigan, Ann Arbor) et al.: Gene Therapy, DOI: 10.1038/gt.2008.174 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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