In einem weiteren Teil der Untersuchung verglichen Fiset und sein Team die Vorgehensweise der Versuchsteilnehmer mit der eines „idealen Beobachters“, den sie am Computer simulierten. Dieser nutzt alle Informationen in einem Buchstabenbruchstück optimal aus, um das Zeichen korrekt zu erkennen. Seine Strategie unterscheidet sich allerdings deutlich von der eines menschlichen Beobachters, stellten die Wissenschaftler fest: Der ideale Beobachter nutzte vor allem senkrechte Linien und sich öffnende Kurven für die Identifikation der Buchstaben.
Diese Ergebnisse sprechen dafür, dass Menschen beim Erkennen von Buchstaben nicht alle Informationen optimal nutzen. Stattdessen wird ihr Vorgehen offenbar auch von den natürlichen Gesetzmäßigkeiten ihres Sehapparats geprägt. So kann das menschliche Sehsystem die Enden von Konturen besonders gut erkennen, da sie ihm anzeigen, wo ein Objekt aufhört und ein anderes anfängt.
Die Untersuchung könnte ein erster Schritt dazu sein, Schriftarten zu entwickeln, die schneller und eindeutiger erkannt werden können. Dies könnte allen Menschen helfen, die viel lesen müssen, vor allem aber denjenigen, die von Lese- Rechtschreib-Schwäche betroffen sind, so die Forscher.