Der Homo sapiens beherrscht als einziges Lebewesen der Erde den einhändigen Präzisionswurf in Vollkommenheit. Der Neandertaler, ein ausgestorbener Verwandter des Homo sapiens, war hingegen nicht in der Lage, ein Projektil gezielt zu schleudern. Das konnten die Forscher durch Vergleiche der Schultern und der Armknochen von fossilen Neandertalerskeletten und des sogenannten anatomisch modernen Menschen nachweisen. Während bei den 26.000 bis 28.000 Jahre alten Knochen von Homo sapiens im Wurfarm eine einseitige Verdrehung in der Schulter sichtbar war, zeigten die Knochen der Neandertaler keine derartige Veränderung. Bei heute lebenden Menschen findet sich dieser Unterschied zwischen dem rechten und dem linken Oberarmknochen nur noch bei Profisportlern, sagt Studienleiterin Jill Rhodes.
Eine solche sogenannte Rotation des Oberarmknochens entsteht durch häufiges Überkopfwerfen von schweren Gegenständen wie Steinen oder Speeren, erklärt Rhodes. Der Homo sapiens könnte daher seine überlegene Wurftechnik in Wettkampf um Ressourcen eingesetzt und so den Neandertaler schlussendlich ausgerottet haben. Als Beleg dafür nennen die Wissenschaftler ein Skelett eines Neandertalers, der offensichtlich von einem Wurfgeschoss verwundet wurde.
Nicht alle teilen diese Ansicht: Erik Trinkaus von der Washington-University etwa ist der Meinung, dass Projektile erst vor etwa 25.000 Jahren langsam an Bedeutung gewannen. Zu dieser Zeit war der Neandertaler jedoch bereits ausgestorben.