Dorbolo und seine Kollegen versetzten nun ein Gefäß mit zähflüssigem Öl in Schwingung. Bei bestimmten Vibrationen verwandelte sich die Öl-Oberfläche in ein Trampolin für Tröpfchen mit einer niedrigen Viskosität: Wenn die Beschleunigung einen bestimmten Wert überschritt, strömte immer wieder Luft in den Zwischenraum zwischen der Flüssigkeit und den Tröpfchen. Die Tröpfchen schwebten dadurch dauerhaft über der Oberfläche und gingen nicht in der Flüssigkeit auf. Durch Veränderung der Schwingungsmuster waren die Forscher sogar in der Lage, mehrere Tröpfchen an einer Stelle zu versammeln und sie in eine bestimmte Richtung zu lenken.
Die Physiker aus Lüttich sind von Tropfen fasziniert: Für diese „mikrofluidischen Systeme“ gelten zum Teil völlig andere Gesetze als für normale Flüssigkeiten, weil Oberflächeneffekte eine große Rolle spielen, schreiben sie auf ihrer Webseite. Doch die Forschung an den tanzenden Tropfen ist auch für praktische Anwendungen nützlich: „Im Zeitalter der Miniaturisierung wird es immer wichtiger, kleine Flüssigkeitsmengen zu handhaben, insbesondere in der Chemie, der Biologie, der Medizin und der Lebensmitteltechnik“, schreiben die Forscher. „Unser Verfahren erlaubt es, Tropfen zu bewegen, ohne dass diese mit einer festen oder flüssigen Oberfläche in Kontakt kommen.“