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Warum man auf dem Weg zur Arbeit die Post vergisst

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Warum man auf dem Weg zur Arbeit die Post vergisst
Die kleinen Vergesslichkeiten im Alltag gehen vermutlich auf zwei konkurrierende Gehirnprozesse zurück: Gehen beispielsweise Menschen ihren gewohnten Weg zur Arbeit und schalten gewissermaßen auf Autopilot, so vergessen sie garantiert den Brief, den sich eigentlich noch einwerfen wollten. Die Gehirnprozesse zu beiden Vorhaben finden in verschiedenen Hirnregionen statt, die in Wettbewerb zueinander stehen, haben amerikanischen Forscher um Christopher Pittenger von der Yale-Universität in New Haven in Experimenten mit Mäusen herausgefunden. Sie schalteten jeweils einen der Prozesse im Hippocampus oder Striatum des Gehirns aus, und sogleich übernahm die andere Region das Kommando.

In der Striatum genannten Hirnregion speichern Menschen Orts- und Wegmarken, die sie beispielsweise auf dem Weg zur Arbeit nutzen. Auf dem alltäglichen Weg übernimmt das Striatum die Funktion eines Autopiloten: Die Strecke wird intuitiv, ohne große mentale Anstrengung abgespult. Kommen jedoch zusätzliche Vorhaben dazu, so schaltet sich der Hippocampus hinzu, um weitere räumliche Informationen zu verarbeiten. Beide Gehirnprozesse arbeiten parallel und in Konkurrenz miteinander. In Experimenten mit Mäusen konnten Pittenger und seine Kollegen beide Prozesse voneinander trennen und unabhängig betrachten.

Die Forscher ließen gesunde Mäuse den Ausweg in einem Wasserlabyrinth suchen. Von einem Startpunkt aus mussten sie den Weg zu einer Rettungsplattform schwimmend erlernen. Dazu gab es zum Beispiel spezielle Markierungen. Dann ließen die Forscher Mäuse antreten, denen sie das Striatum oder den Hippocampus ausgeschaltete hatten. Die Mäuse lernten den Weg dann mit dem noch vorhandenen Prozess in der unversehrten Gehirnregion. Die Forscher schließen daraus, dass beide Prozesse im gesunden Gehirn parallel arbeiten, sich aber auch gegen den jeweils anderen durchsetzen wollen. Hat ein Pendler auf seinem Weg zur Arbeit auf Autopilot umgestellt, so herrscht die intuitive Orientierung über das Striatum vor und dominiert alle anderen Prozesse im Hippocampus: Der Pendler vergisst seine weiteren Vorhaben am Wegesrand.

Christopher Pittenger (Yale-Universität in New Haven) et al.: PNAS, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1073/pnas.0807749105 ddp/wissenschaft.de ? Martin Schäfer
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