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Was die Haare gehen lässt

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Was die Haare gehen lässt
Unabhängig voneinander haben zwei Forscherteams einen neuen genetischen Risikofaktor für erblichen Haarausfall gefunden: Er liegt auf Chromosom 20 und kann daher sowohl über den Vater als auch über die Mutter vererbt werden ? im Gegensatz zum einzigen bisher bekannten Risikogen, das ausschließlich über die mütterliche Linie weitergegeben wird. Jeder siebte Mann trägt mindestens einen dieser Risikofaktoren in seinem Erbgut. Kommen sogar beide zusammen vor, steigt die Wahrscheinlichkeit, sehr früh eine Glatze zu bekommen, um das Siebenfache an, hat die Gruppe um den Zwillingsforscher Tim Spector vom King’s College in London errechnet. Sie stellt ihre Studie ebenso wie das deutsche Team um Axel Hillmer von der Universität Bonn im Fachmagazin Nature Genetics vor.

Hillmers Gruppe untersuchte Genmaterial von 296 Männern, bei denen bereits vor ihrem 40. Lebensjahr starker Haarausfall eingesetzt hatte, und verglich die Proben mit denen von 347 nicht betroffenen Freiwilligen. Spector und seine Kollegen werteten Erbgut von 578 Betroffenen und 547 Kontrollprobanden aus. Das Ergebnis war nahezu identisch: In beiden Fällen bestätigte sich der bereits vor drei Jahren von Hillmers Team entdeckte Zusammenhang zwischen einer Variante des sogenannten Androgenrezeptorgens auf dem X-Chromosom und einer frühen Glatzenbildung. Zusätzlich identifizierten beide Gruppen einen weiteren Bereich mit verschiedenen Varianten auf Chromosom 20, von denen eine ebenfalls mit dem Haarausfall in Verbindung zu stehen scheint.

Beide Teams bestätigten ihren Verdacht mit Hilfe von Untersuchungen in weiteren Probandengruppen: die Deutschen bei insgesamt 844 Betroffenen und Kontrollpersonen aus Deutschland und Australien und das internationale Team sogar bei 4.961 Freiwilligen aus Island, den Niederlanden und Großbritannien. Welche Funktion der betreffende Genabschnitt hat und wie er den Stoffwechsel des Haares beeinflusst, ist bislang allerdings völlig unklar. Herausgestellt hat sich lediglich, dass er nicht mit dem Androgenrezeptorgen, dem einzigen weiteren bestätigten Risikofaktor, zusammenarbeitet.

Die Suche nach den genetischen Ursachen für erblichen Haarausfall gilt nicht nur aufgrund der ästhetischen Probleme einer Glatzenbildung als wichtig: Mit dem Verlust der Haare gehen sehr häufig auch gesundheitliche Probleme wie etwa Übergewicht, koronare Herzerkrankungen, Bluthochdruck, Prostataprobleme und Diabetes einher, was möglicherweise auf die gleichen Erbanlagen zurückzuführen sein könnte. Die Wissenschaftler versuchen jetzt, der Funktion des verdächtigen Chromosomenabschnitts auf die Spur zu kommen, und sie suchen nach weiteren Genen, die den Kahlschlag auf dem Kopf beeinflussen ? denn dass die beiden bisher identifizierten die einzigen sind, erscheint ihnen sehr unwahrscheinlich.

Tim Spector (King’s College, London) et al.: Nature Genetics, Onlinevorabveröffentlichung, DOI: 10.1038/ng.225 Axel Hillmer (Universität Bonn) et al.: Nature Genetics, Onlinevorabveröffentlichung, DOI: 10.1038/ng.228 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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