Allerdings reflektieren Eisbrocken, die kleiner als 30 Kilometer sind, zu wenig Sonnenlicht, um selbst von den scharfen Augen des Weltraumteleskops Hubble wahrgenommen zu werden. Beim Taiwanese-American Occultation Survey (TAOS) suchten die Forscher daher nicht nach dem Licht, sondern nach den Schatten der kleinen Himmelskörper. Sie richteten ihre Teleskope auf 200 bis 2.000 Sterne gleichzeitig und überwachten, ob deren Licht kurzzeitig durch vorbeiziehende Kuiper-Gürtel-Objekte geschwächt wurde.
Da sie in ihren insgesamt 200 Beobachtungsstunden keine Verdunkelung entdeckten, konnten sie berechnen, wie viele Kometen im fraglichen Größenbereich zwischen 3 und 28 Kilometern sich höchstens im Kuiper-Gürtel befinden. Anhand der bekannten Zahl von größeren Eisbrocken hatten die Forscher auf etwa zehn Sichtungen pro Jahr gehofft.
Den Forschern stellt sich nun die Frage, was sich in der Frühgeschichte des Sonnensystems in den Außenbezirken abgespielt hat. Anfangs ballten sich dort aus dem langsam driftenden Staub und dem Eis des solaren Urnebels wahrscheinlich immer größere Eisbrocken zusammen. Doch etwa 700 Millionen Jahre nach der Entstehung des Sonnensystems verlagerten die großen Gasplaneten ihre Bahnen und wanderten weiter nach außen. Dadurch wurden wahrscheinlich auch die Eisbrocken des Kuiper-Gürtels durcheinander gewirbelt. Bei Kollisionen zerbrachen die Objekte nun, anstatt weiter anzuwachsen.
Die Beobachtungen von TAOS könnten dabei helfen, die Verhältnisse im jungen Sonnensystem zu rekonstruieren, sagte Charles Alcock, Direktor des Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics im US-Staat Massachusetts dem Wissenschaftsmagazin New Scientist. „Wir haben jetzt die Möglichkeit, die physikalischen Prozesse in der Nähe von Neptun zu ermitteln, bevor und nachdem es dort zahlreiche Wanderbewegungen gab“, sagte Alcott. Inzwischen haben die Forscher bereits umfangreiche neue Beobachtungen gemacht, aus denen sie sich neue Aufschlüsse erhoffen.