Um die Säugetiere der Erde steht es nicht gut: Zwischen 25 und 36 Prozent aller Säugetierarten sind vom Aussterben bedroht. Zu diesem Ergebnis kommt eine Kommission aus über 1.800 Wissenschaftlern aus 130 Ländern unter der Leitung der „International Union for Conservation of Nature“ (IUCN). Verantwortlich für den Artenschwund sind unter anderem der Verlust von Lebensräumen, die Umweltverschmutzung und die Jagd auf bedrohte Tierarten, schreiben die Forscher. Die Studie zeigt zum ersten Mal umfassend den Zustand der Land- und Meeressäugetiere auf der ganzen Erde auf.
„Säugetiere sind deshalb so wichtig, weil sie in Ökosystemen oft eine Schlüsselrolle spielen“, erklärt Andrew Smith von der Arizona State University in Tempe, einer der Hauptautoren der Studie. „Wenn ein Säugetier ausstirbt, sind oft auch viele andere Tierarten gefährdet“. Mindestens 1.141 von 5.487 Säugetierarten auf der Erde sind vom Aussterben bedroht, ergab die Untersuchung. 188 Arten gelten sogar als „stark bedroht“. Dazu gehört zum Beispiel der
Iberische Luchs, von dem nur noch 84 bis 143 erwachsene Exemplare leben. Zugleich erstellte das Wissenschaftler-Komitee eine rote Liste der gefährdeten Arten, auf der 29 Spezies als „stark gefährdet und möglicherweise ausgestorben“ und 450 Arten als „gefährdet“ gelistet werden. So gilt der San-Felipe-
Hutia, ein auf Kuba lebendes Nagetier, als nahezu ausgestorben, der
tasmanische Teufel und das in Tansania lebende
Rüsselhündchen sind als gefährdet aufgeführt.
„Noch zu unseren Lebzeiten könnten hunderte von Säugetieren für immer verschwinden, und das als Ergebnis unserer eigenen Handlungen“, sagt Julia Marton-Lefevre, Generaldirektorin der IUCN. Deshalb müssten jetzt klare Strategien entwickelt werden, um den Artenschwund in Zukunft aufzuhalten, schreiben die Autoren des Science-Artikels. Zum Beispiel müssten besonders gefährdete Arten ausgewählt und Schutzgebiete eingerichtet werden. Vor allem in Südostasien könnte sich die Situation bedeutend verbessern, wenn der Handel mit gefährdeten Arten eingedämmt würde, betont der Biologe Smith. Der Verlust von Lebensräumen ist besonders in Zentral- und Südamerika, Süd- und Südostasien, Afrika und Madagaskar stark ausgeprägt.
Auf der anderen Seite ist es durch Naturschutzprojekte bereits gelungen, einige nahezu ausgestorbene Tierarten erfolgreich wieder einzuführen. So wurden der Schwarzfuß-Iltis in den USA und das mongolische Wildpferd in der Mongolei nach Aufzucht in Gefangenschaft erfolgreich wieder in der freien Natur ausgesetzt.
Andrew Smith (Arizona State University in Tempe) et al.: Science, Online-Vorabveröffentlichung vom 10. Oktober. ddp/wissenschaft.de ? Christine Amrhein