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HIVs Anfänge

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HIVs Anfänge
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Bei der Analyse von Gewebestücken, die in Paraffin eingegossenen sind, stellten die Forscher fest, dass sich das Erbgut einer Probe von 1959 um 12 Prozent von dem einer Probe unterschied, die nur ein Jahr älter war. Foto: Dirk Teuwen, Nature
Die ersten HIV-Infektionen überhaupt traten schon um das Jahr 1900 in Zentralafrika auf ? und nicht erst, wie bisher angenommen, in den 1930er Jahren. Diese bereits im Frühjahr dieses Jahres geäußerte These hat nun ein US-Forscherteam mit Hilfe einer Genanalyse der beiden ältesten bekannten HIV-Proben aus den Jahren 1959 und 1960 bestätigt. Demnach unterscheiden sich diese beiden Virusvarianten bereits so stark voneinander, dass sie sich schon Jahrzehnte zuvor von ihrem gemeinsamen Vorfahren getrennt haben müssen. Das Auftreten der ersten HIV-Infektionen fällt damit genau in die Zeit, in der sich in Zentralafrika die ersten größeren Städte entwickelten, schreiben Michael Worobey und seine Kollegen.

Die aus dem Jahr 1959 stammende HIV-Probe ist bereits vor zehn Jahren entdeckt worden. Auf die jüngere stießen Worobey und sein Team hingegen erst kürzlich, als sie verschiedene in Paraffin eingegossene Gewebestücke aus den Jahren 1958 bis 1960 aus einem Krankenhaus in Kinshasa, der heutigen Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo, analysierten. Bei der betreffenden Probe handelt sich um eine Biopsie aus einem Lymphknoten einer erwachsenen Frau, in der die Forscher nun eindeutig HIV vom Typ 1, der heute häufigsten Form des Virus, nachweisen konnten. Obwohl nur ein Jahr zwischen den beiden Infektionen gelegen hat, unterschied sich das Erbgut der 1959er von dem der 1960er Probe um 12 Prozent, entdeckten die Wissenschaftler ? eine Abweichung, die nur durch eine lange voneinander getrennte Entwicklung der beiden Stämme zu erklären ist.

Zurückgerechnet müsse daher der ursprüngliche HIV-Stamm, aus dem sich die beiden Untergruppen gebildet haben, um die Jahrhundertwende zwischen dem 19. und dem 20. Jahrhundert erstmals aufgetreten sein, so das Fazit der Forscher. Es handelte sich dabei nach heutigem Wissen um eine Abwandlung eines vor allem in Kamerun vorkommenden SI-Virus, das Schimpansen befällt und vermutlich durch den Verzehr von infiziertem Affenfleisch auf den Menschen übergegangen ist.

Eine entscheidende Frage sei, warum dieser Übergang nicht früher stattgefunden habe ? schließlich war der Konsum von Affenfleisch durchaus auch zuvor schon üblich, schreiben die Forscher. Ihrer Ansicht nach fehlte jedoch vor 1900 eine der wichtigsten Voraussetzungen für den Ausbruch einer Epidemie: die Ansammlung vieler Menschen in einer größeren Stadt. Vor 1910 habe keine einzige Siedlung in Zentralafrika mehr als 10.000 Einwohner gehabt, und erst als die ersten großen Städte gegründet wurden, begann auch die Ausbreitung der Viren. Die ersten Einzelfälle gab es dabei mit hoher Wahrscheinlichkeit in Kinshasa, wo auch heute noch die größte Vielfalt an HIV-1-Varianten zu finden ist. 1960 waren dann in Zentralafrika einige Tausend infiziert, und 2007 trugen schließlich weltweit etwa 55 Millionen Menschen das Virus in sich.

Michael Worobey (Universität von Arizona in Tucson) et al.: Nature, Bd. 455, S. 661. ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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