Die Zwerggalaxie Segue 1 ist fast unsichtbar. Bislang haben Astronomen nur 24 Sterne identifiziert, die zu der kleinen Satellitengalaxie der Milchstraße gehören. Insgesamt strahlt sie gerade mal so viel Licht ab wie 350 Sonnen. Doch trotz ihrer geringen Leuchtkraft enthält Segue 1 gewaltige Mengen Materie: Die Schwerkraft, die die wenigen Sterne zusammenhält, entspricht der Anziehung von 450.000 Sonnen, berichtet ein Forscheream um Marla Geha demnächst in der Zeitschrift Astrophysical Journal.
Segue 1 gebühre damit der Titel der dunkelsten Galaxie des Universums, heißt es in einer Mitteilung der Yale-Universität. Ursprünglich hatten Astronomen angenommen, dass die Sternen-Ansammlung ein Kugelsternhaufen sei. Doch dank systematischer Himmelskartierungen ist inzwischen klar, dass es zahlreiche sehr viel dunklere Galaxien gibt als bislang angenommen. Segue 1 ist Teil einer Gruppe von gut zwei Dutzend Satelliten der Milchstraße, in denen die rätselhafte dunkle Materie den überwiegenden Teil der Materie ausmacht.
„Ich finde dieses Objekt sehr aufregend“, sagt Marla Geha. „Segue 1 ist das extremste Objekt einer Galaxie, die nur einige hundert Sterne enthält, aber das hundert- bis tausendfache an Masse.“ Wie die Forscherin sagt, kann allein die Häufigkeit solcher Dunkelgalaxien Aufschluss darüber geben, wie Galaxien entstehen. „Unterschiedliche Theorien sagen ein jeweils anderes Verhältnis von großen und kleinen Galaxien vorher. Es ist also wichtig, die genauen Zahlen zu kennen.“
Segue 1 sei außerdem das viel versprechendste Objekt um herauszufinden, aus was für Teilchen die dunkle Materie besteht, schreiben die Forscher. Physiker sagen voraus, dass sich einige der postulierten Teilchen gegenseitig auslöschen und dabei Gammastrahlung abgeben. Solche verräterischen Hinweise könnten bestimmte Weltraumteleskope, zum Beispiel das neue Fermi-Gammateleskop auffangen.
Marla Geha (Yale University) et al.: Astrophysical Journal eingereicht Ute Kehse