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Glückliche Dinosaurier

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Glückliche Dinosaurier
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Die Konkurrenten der frühen Dinosaurier waren überraschend vielfältig. Bild: Steve Brusatti
Vor etwa 230 Millionen Jahren begann der Siegeszug der Dinosaurier auf der Erde. Bislang nahmen Paläontologen an, dass die Schreckensechsen andere Reptilien verdrängten, weil sie ihnen durch ihre Beweglichkeit und womöglich Warmblütigkeit überlegen waren. Doch Steve Brusatte und Kollegen widerlegen diese Theorie nun in der Zeitschrift Science: Eine andere Echsengruppe, von denen heute nur die Krokodile übrig sind, war im Erdzeitalter Trias wesentlich erfolgreicher als die Dinosaurier.

Die so genannten Crurotarsi („Kreuz-Knöchel“) besetzten in den letzten 30 Millionen Jahren der Trias (vor 250 bis vor 200 Millionen Jahren) ähnliche ökologische Nischen wie die Dinosaurier. Brusatte und seine Kollegen untersuchten, wie viele unterschiedliche Körperbaupläne Dinosaurier und Crurotarsi in dieser Zeit entwickelten und wie schnell die beiden Gruppen neue Arten hervorbrachten.

Sie fanden heraus, dass die Crurotarsi wesentlich vielfältiger waren als die gleichzeitig lebenden Dinos. Unter den Krokodil-Verwandten gab es vierbeinige Raubtiere, schlanke zweibeinige Räuber, schnelle Allesfresser auf zwei Beinen, Fischfresser und Pflanzenfresser verschiedener Größen. Die meisten hatten wenig mit den kriechenden Krokodilen gemein. Viele Arten wurden sogar in der Vergangenheit zunächst fälschlich für frühe Dinosaurier gehalten.

Die Vielfalt der Körperformen, die doppelt so groß war wie bei den Dinosauriern, spricht dafür, dass die Crurotarsi auch viele unterschiedliche Ernährungsweisen und Lebensstile entwickelt hatten. Zudem gab es von ihnen mehr Individuen und mehr Arten als von den Dinosauriern. Auch bei der Entwicklung neuer Arten waren die Crurotarsi nicht langsamer als die Dinosaurier. „Man hat lange gedacht, dass irgendetwas Besonderes an den Dinosauriern war, das sie erfolgreich gemacht hat. Aber das stimmt nicht“, sagt Brusatte. „Wenn irgendjemand in der Trias stünde und gefragt würde, welche Gruppe während der nächsten 130 Millionen Jahre die Welt regiert, würde er mit Sicherheit auf die Crurotarsi tippen.“

Dass die Erfolgsgeschichte der Crurotarsi vorzeitig endete, verdanken die Dinosaurier einem Massensterben am Ende der Trias, dessen Ursache noch ungeklärt ist. Fast alle Linien der Crurotarsi verschwanden damals, vor 200 Millionen Jahren, von der Bildfläche. Nur die Vorfahren der heutigen Krokodile überlebten. Die Dinosaurier überstanden die Katastrophe dagegen weitgehend unbeschadet und besetzten in den folgenden Zeitaltern Jura und Kreide die freigewordenen Nischen.

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Doch am Ende holte das Pech sie auch noch ein. Der Asteroid, der vor 65 Millionen Jahren die Welt verwüstete, beendete die Herrschaft der Dinosaurier und verhalf einer neuen Tiergruppe zum Durchbruch: den Säugetieren. „Viele Menschen denken, dass die Evolution immer bessere Modelle hervorbringt, ähnlich wie die technische Entwicklung bei Autos“, sagt Ko-Autor Michael Benton. Doch seien Säugetiere nicht unbedingt besser als Dinosaurier, nur weil sie später kamen, meint der Forscher: „Es mag schwer zu akzeptieren sein, dass sowohl Säugetiere als auch Dinosaurier ihre dominante Position einzig durch einen Zufall erlangten. Aber beide Gruppen hatten wohl einfach Glück.“

Steve Brusatte (Columbia University, Palisades, New York) et al.: Science Bd. 321, S. 1485 Ute Kehse
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