Wie gut ein Schüler in Mathematik ist, hängt mit einem intuitiven Gespür für Mengen zusammen, berichten US-Forscher. Wer mit einem Blick und ohne zu zählen zuverlässig beispielsweise die Menge von Punkten auf einem Monitor erfassen kann, zeigt auch in anspruchsvolleren mathematischen Tests bessere Leistungen, haben die Wissenschaftler herausgefunden.
Die Forscher untersuchten 64 Neuntklässler im Alter von 14 Jahren, die normal entwickelt waren und deren mathematische Fähigkeiten mit Standardtests vom Kindergarten bis zur sechsten Klasse beobachtet wurden. Die Schüler nahmen an einem Test teil, bei dem auf einem Monitor blaue und gelbe Punkte verschiedener Größe erschienen. Die Jugendlichen sollten entscheiden, von welcher Farbe mehr Punkte zu sehen waren. Um auszuschließen, dass die Schüler die Punkte zählen, wurden die Farbkleckse nur für den Bruchteil einer Sekunde präsentiert.
Es zeigten sich große Unterschiede in der Genauigkeit der Schätzungen, die sich auch in den mathematischen Leistungen der Jugendlichen widerspiegelten. So schnitten die Jugendlichen, die die Anzahl von Punkten genauer schätzen konnten, auch bei den Mathetests besser ab. Dieser Zusammenhang war unabhängig von der Intelligenz oder der Fähigkeit zum räumlichen Denken, berichten die Forscher, die auch diese Eigenschaften bei den Schülern testeten.
Die Fähigkeit, Mengen abschätzen zu können hat sich in der Evolution des Menschen schon sehr früh entwickelt und wird daher nicht nur von Erwachsenen und Kindern, sondern auch von Tieren wie zum Beispiel Affen genutzt. Dieses grundlegende Gespür für Zahlen wird gewöhnlich nicht explizit gelernt, sondern auch von mathematisch völlig Ungebildeten beherrscht, hatten vorige Studien gezeigt.
Justin Halberda (Johns Hopkins Universität in Baltimore) et al.: Nature, DOI: 10.1038/nature.07246. ddp/wissenschaft.de ? Sonja Römer