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Wenn Bakterien nicht mehr wissen, wo sie sind

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Wenn Bakterien nicht mehr wissen, wo sie sind
Amerikanische Mediziner haben einen neuen Weg gegen Bakterieninfektionen gefunden: Ein kleines Molekül blockiert den Mechanismus, mit dem Keime fremdes Gewebe erkennen. Dadurch kann das Bakterium zwar unbeeinflusst weiter wachsen, es schädigt aber nicht den Wirt durch das Ausschütten von Giftstoffen, haben Forscher um Vanessa Sperandio von der Universität von Texas in Dallas herausgefunden. In Tierversuchen an Mäusen und Hasen konnte die LED209 genannte Substanz drei verschiedene Bakterienstämme in Schach halten, die ansonsten tödliche Magen-Darm-Entzündungen, Durchfälle oder Hasenpest auslösen. Das Zähmen eigentlich schädlicher Bakterien könne der Entwicklung von Medikamenten gegen Infektionen beim Menschen neue Impulse geben, so die Forscher.

Wissenschaftlern war bekannt, dass in den Körper eindringende Bakterien in ihrer Membran einen Erkennungsmechanismus für fremdes Gewebe besitzen. Gelangen beispielsweise Hormone des Wirts an diese Rezeptoren, so verwandelt sich das Bakterium in einen virulenten und potenziell tödlichen Keim. Die Forscher suchten daher aus einer Wirkstoffdatenbank nach jenen Stoffen, die diesen mit Kürzel QseC bezeichneten Rezeptor blockieren. Unter rund 150.000 Substanzen fanden sie den Stoff LED209, der in nachfolgenden Tierversuchen seine Wirksamkeit bewies.

Die Forscher infizierten Mäuse und Hasen mit drei verschiedenen Bakterienstämmen, darunter ein Salmonellenstamm und ein krankmachender Stamm der Art E. coli. Diese bewirken schwerste Infektionen der Verdauungsorgane. Die meisten Tiere starben innerhalb von Stunden bis wenigen Tagen. Gaben die Forscher den Tieren indes den Stoff LED209, so überlebte ein großer Teil der Tiere die Infektion.

Zwei Vorteile dieser Bakterienzähmung heben die Forscher hervor: Zum einen blockiert der Stoff LED209 die Keime nur in ihrer Virulenz. Sie werden nicht abgetötet oder im Wachstum eingeschränkt und sollten daher nach Ansicht der Forscher keine Resistenzen entwickeln. Zum anderen scheint der blockierte Erkennungsrezeptor QseC bei mindestens 25 verschiedenen bakteriellen Pathogenen von Tieren und Pflanzen vorzukommen. Die Forscher hoffen daher, dass die Rezeptorblocker vom Typ LED209 dem Infektionsschutz sowohl in der Landwirtschaft als auch beim Menschen dienen können.

Vanessa Sperandio (Universität von Texas in Dallas) et al.: Science, Bd. 321, S. 1078 ddp/wissenschaft.de ? Martin Schäfer
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