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Hören, wo's brennt

Erde|Umwelt

Hören, wo's brennt
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Der schwarze Kiefernprachtkäfer hört, wo es brennt, und legt in den verkohlten Holzresten seine Eier ab. Bild: Helmut Schmitz, Universität Bonn
Der schwarze Kiefernprachtkäfer kann gewissermaßen hören, wo es brennt. Dann sucht er die noch schmorende Waldbrandfläche auf, um seine Eier im verkohlten Holz abzulegen. Aus über zehn Kilometern Entfernung findet der Käfer die Brandstellen. Dabei folgt er weder deren Geruch, noch nimmt er das Feuer mit seinen Facettenaugen war: Er scheint die Wärmestrahlung des Feuers durch eine Art Hörmechanismus zu registrieren, haben Biologen um Helmut Schmitz von der Universität Bonn herausgefunden. Die Wärmestrahlung erwärmt eine Flüssigkeit in kugelförmigen Hohlräumen im Insektenpanzer. Ein kleines Härchen, das dort hineinragt, registriert die Druckschwankung durch den Temperaturanstieg.

Der schwarze Kiefernprachtkäfer gehört zu den wenigen Insekten, die ein Feuer magisch anzieht: Dort legen sie ihre Eier ab, damit die schlüpfenden Larven ? ungefährdet durch Fressfeinde ? ihre Leibspeise, das frisch verbrannte Holz, genießen können. Wissenschaftlern war bekannt, dass sich auf beiden Seiten des Käferrumpfs Dutzende Vertiefungen mit Sinnesorganen befinden. Die Forscher um Schmitz haben deren Struktur nun aufgeklärt und ihre Funktion mit einem Hörmechanismus für Wärmestrahlen in Verbindung gebracht.

Die Sinnesorgane sind kleine, mit winzigen Mengen Wasser gefüllte Kügelchen, deren Hülle durch eine mehrlagige Hautschicht, die sogenannte Kutikula, gebildet wird. In die Flüssigkeit ragt ein kleines Sinneshärchen hinein. Durch eine detaillierte Untersuchung der Hülle fanden die Forscher heraus, dass die äußeren Lagen extrem steif und hart sind. Die feste Hülle kann daher die Rolle eines Druckgefäßes spielen: Treffen Wärmestrahlen auf die inneren, flexibleren Lagen und die Flüssigkeit, so dehnt sich das Wasser leicht aus. Da sich die Hülle wegen der Steifheit nicht verformen kann, wird nur das weichere Sinneshärchen deformiert. Über den Sinnesreiz kann der Käfer auf ein entlegenes Feuer schließen.

Der Feuermelder des Kiefernprachtkäfers sei extrem empfindlich, sagt Schmitz. Der Mechanismus soll sogar deutlich schneller als technische Infrarotsensoren ansprechen. Manche Forscher gehen davon aus, dass das Insekt damit Brände in Entfernungen bis zu 80 Kilometern aufspüren kann.

Helmut Schmitz ( Universität Bonn) et al.: Journal of Experimental Biology, Bd. 211, S. 2567 ddp/wissenschaft.de ? Martin Schäfer
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