Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Wie das Wasser einst am Marsgestein nagte

Astronomie|Physik

Wie das Wasser einst am Marsgestein nagte
mars06.jpg
Das Delta im Jezero-Krater, einem früheren See, ist geprägt durch tonartige Mineralien (grün), die von Flüssen in den See gespült wurden und an Felsformationen (rötlich) hängen geblieben sind. Bild: NASA / JPL / JHUAPL / MSSS / Brown University
In der frühen Geschichte des Mars muss es eine Vielzahl von unterschiedlichen Umweltmilieus gegeben haben ? die aber allesamt feucht waren. In einem Kanal, der an der Grenze zwischen dem geologisch alten Hochland und dem jüngeren Tiefland liegt, wiesen Forscher um Janice Bishop vom Ames Research Center verschiedene Tonmineralien nach, die eine unterschiedliche Entstehungsgeschichte haben müssen.

Die Forscher fingen das vom Boden reflektierte Sonnenlicht mit einem Spektrometer an Bord der Raumsonde Mars Reconnaissance Orbiter auf, die sich in der Umlaufbahn des Planeten befindet. Wie sie in der Zeitschrift “Science” berichten, bestehen sichtbare helle Stellen an den Kraterwänden aus dem Mineral Smektit, einem sogenannten Schichtsilikat. Smektit entsteht durch Verwitterung von Basalt durch die Einwirkung von Wasser.

In darüberliegenden Schichten identifizierten sie andere Tonmineralien, in denen weniger Eisen und Magnesium, aber mehr Aluminium enthalten war als in dem hellen Gestein. Die Forscher vermuten, dass sich der pH-Wert des Wassers, das vor gut vier Milliarden Jahren durch das Tal strömte, im Laufe der Zeit veränderte. Sie berichten außerdem, dass sie bei ihren Messungen auch zweifach positiv geladenes Eisen entdeckten. Auf der Erde kommt Eisen meist in der dreiwertigen Variante vor, zweiwertiges Eisen entsteht daraus im Allgemeinen durch die Einwirkung von Mikroben.

Bishop und Kollegen schreiben allerdings, dass sich die Anwesenheit des reduzierten Eisens auch durch “hydrothermale Aktivitäten” erklären lasse ? also durch Wasser, das im Boden von Vulkanhitze erwärmt wurde und sich dort auch mit allerlei aggressiven Chemikalien anreicherte. Die reiche Vielfalt an unterschiedlichen Milieus auf dem frühen Mars sei durchaus förderlich für dessen Bewohnbarkeit gewesen, schrieb kürzlich ein Team um John Mustard von der amerikanischen Brown University in der Zeitschrift “Nature”.

Ob der Mars heute noch belebt ist, bleibt dagegen weiter unklar. Angesichts zahlreicher Gerüchte sah sich die Nasa am Dienstag genötigt, eine Pressekonferenz zu neuen Entdeckungen der Landefähre Phoenix zu geben, obwohl die Daten noch nicht ausreichend bestätigt waren. Demnach könnte der Marsboden Salze mit dem Oxidationsmittel Perchlorat enthalten. Das Perchlorat-Ion, das aus einem Chlor- und vier Sauerstoff-Atomen besteht, schließe aber die Existenz von Leben nicht aus. “Wir wissen noch nicht, ob der Fund von Perchlorat eine gute oder schlechte Nachricht für mögliches Leben auf dem Mars ist”, sagte Chefwissenschaftler Peter Smith von der University of Arizona in Tucson.

Anzeige

Die Substanz sei relativ stabil und zerstöre organisches Material normalerweise nicht. Manche Bakterien auf der Erde ernähren sich sogar davon. Der Fund lässt Astrobiologen nun zumindest darüber nachdenken, wie mögliches Leben auf dem Mars funktionieren könnte.

Janice Bishop (Nasa Ames Research Center, Mountain View, Kalifornien) et al.: Science, Bd. 321, S. 830 John Mustard (Brown University, Rhode Island) et al.: Nature, Bd. 454, S. 305 Ute Kehse
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

de|gra|die|ren  〈V. t.; hat〉 1 jmdn. ~ 1.1 im Rang herabsetzen  1.2 〈allg.〉 herabsetzen … mehr

Kno|chen|haut  〈f. 7u; Anat.〉 die Blutgefäße u. Nerven enthaltende, äußerste Schicht der Knochen; Sy Beinhaut … mehr

Her|ba  〈Pl.〉 Pflanzen od. Pflanzenteile, die als Drogen od. Drogenbestandteile medizinisch verwendet werden [zu lat. herba … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige