Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Pille statt Sport

Erde|Umwelt Gesundheit|Medizin

Pille statt Sport
US-Forscher haben zwei Substanzen entdeckt, mit denen sich die Ausdauerleistung von Mäusen deutlich steigern lässt: Der eine Stoff verbessert den Trainingseffekt bei körperlich aktiven Mäusen, während der andere die Ausdauer selbst völlig inaktiver Mäuse erhöht. Beide Stoffe greifen in den Stoffwechsel von Muskelzellen ein und stellen diesen so ein, als hätte der Organismus ein körperliches Training absolviert, haben die Forscher um Ronald Evans vom Salk-Institut in La Jolla herausgefunden. Sie wollen die Stoffe zu Medikamenten weiterentwickeln, um die Leistungsfähigkeit und Ausdauer von in der Bewegung eingeschränkten Menschen zu steigern. Da Sportler die Erkenntnisse fürs Doping missbrauchen können, soll gleich ein Blut- und Urintest für die Substanzen mitentwickelt werden.

Die Mediziner bauen auf einem Forschungsprojekt auf, in dem sie vor vier Jahren genmanipulierte Mäuse mit extremer Ausdauerkraft schufen. Bei diesen auch mit Spitznamen Marathonmäuse versehenen Nagern spielt das Gen PPARd die zentrale Rolle. Die Forscher stellten sich daraufhin die Frage, ob sich auch mit Medikamenten in den von PPARd kontrollierten Stoffwechselkreisläufen eingreifen ließe, um normalen Mäusen eine höhere Ausdauerkraft zu verleihen. Bei den Substanzen mit den Kürzeln AICAR und GW1516 wurden sie fündig.

In den Tests der Forscher mussten die Mäuse über vier Wochen lang an fünf Tagen für rund dreißig Minuten im Laufrad trainieren. Ein Teil der Mäuse erhielt die Substanz GW1516. Nach dem Training konnten diese Mäuse im Vergleich zu vorher 68 Prozent länger und 70 Prozent weiter laufen. Die Substanz GW1516 erhöht den Forschern zufolge den Trainingseffekt. Doch auch für Sesselhocker fanden die Wissenschaftler einen Stoff: Die AICAR genannten Substanz konnte die Ausdauerleistung von untrainierten Mäusen um 44 Prozent steigern.

Für die Mediziner um Evans ist das Ergebnis ein Beweis, dass es ein pharmakologisches Äquivalent zum körperlichen Training gibt. Mit einer Pille ließen sich dieselben Effekte erzielen wie mit Konditionstraining. Die Substanzen vermehren mit der Zahl der Mitochondrien – der Kraftwerke in den Zellen – und beeinflussen die Fettverbrennung sowie die Nährstoffzufuhr über die Blutgefäße, berichten die Forscher. Sie wollen nun untersuchen, ob sich die Ergebnisse auf Menschen übertragen lassen. Alte Menschen könnten damit ihre körperliche Fitness verbessern. Der Schritt zur Droge wäre allerdings nicht weit, geben die Forscher zu. Büromenschen könnten sich mit der Ausdauerpille ein ruhiges Gewissen verschaffen, genauso wie Leistungssportler ihre Kondition noch verbessern könnten. Einen Dopingtest haben die Forscher daher schon in Planung.

Ronald Evans (Salk-Institut in La Jolla) et al.: Cell, DOI: 10.1016/j.cell.2008.06.051 ddp/wissenschaft.de ? Martin Schäfer
Anzeige
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

♦ her|aufla|den  〈V. t. 173; hat; IT〉 ein Programm od. eine Datei ~ vom eigenen Computer auf einen fremden Speicher, z. B. einen Server im Internet od. einen anderen Computer übertragen, kopieren; Sy uploaden; … mehr

Ta|chy|gra|fie  〈[–xy–] f. 19; bes. in der Antike〉 Schnell–, Kurzschrift; oV Tachygraphie … mehr

Va|gan|ten|dich|tung  〈[va–] f. 20; Lit.〉 Lyrik u. Spruchdichtung der Vaganten im 12./13. Jahrhundert

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige