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Aus Haut wird Nervenzelle

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Aus Haut wird Nervenzelle
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Motorische Nervenzellen wie diese werden durch die Nervenkrankheit ALS zerstört. Bild: John Dimos (Harvard-Universität, Cambridge)
Zum ersten Mal ist es US-amerikanischen Wissenschaftlern gelungen, aus umprogrammierten Hautzellen einer Patientin mit der neurodegenerativen Krankheit ALS funktionsfähige Nervenzellen herzustellen. Die Forscher um Kevin Eggan von der Harvard-Universität in Cambridge benutzten dazu Stammzellen, die sie aus Hautproben einer 82-jährigen Patientin erzeugt hatten. Die Frau leidet an der sogenannten amyotrophen Lateralsklerose (ALS), einer degenerativen Erkrankung des Nervensystems, die nach und nach die Bewegungszentren in Gehirn und Rückenmark zerstört. Eggan und seine Kollegen hoffen nun, mit Hilfe ihrer umprogrammierten Nervenzellen die Krankheit besser erforschen zu können. Für eine Therapie sind die Zellen allerdings bislang nicht verwendbar, weil das Risiko für Folgeerkrankungen noch zu groß ist.

Die Umwandlung von Hautzellen erwachsener Menschen in unspezialisierte Zellen, die embryonalen Stammzellen ähneln, ist bereits in verschiedenen Laboratorien gelungen. Dazu werden die vier Gene Oct4, Sox2, Klf4 und c-Myc mit Hilfe von Viren in das Erbgut eingeschleust. Für therapeutische Zwecke ist dieses Verfahren noch nicht anwendbar, erklären die Wissenschaftler um Eggan. Zu groß ist hier noch das Risiko einer Tumorbildung und potenzieller Probleme durch das Viruserbgut. Für die Forschung sind die so gewonnenen Stammzellen dagegen sehr interessant, denn es müssen keine Embryonen dafür getötet werden. Zudem sind die Stammzellen maßgeschneidert für den jeweiligen Patienten.

Eggert und sein Team demonstrierten in ihrem Versuch nun, dass sich diese Zellen genau wie embryonale Stammzellen zu anderen Zellarten weiterentwickeln können und dass dieses Verfahren auch bei alten und kranken Menschen funktioniert. So erzeugten sie aus den Hautzellen ihrer Patientin sogenannte motorische Nervenzellen ? genau die Art von Neuronen, die bei ALS-Patienten besonders stark geschädigt sind, was zu den bekannten Lähmungssymptomen führt.

Mit ihren Forschungsergebnissen wollen Eggert und sein Team vor allem das komplexe Zusammenspiel von genetischen Faktoren und Umwelteinflüssen bei der Entstehung von ALS aufklären. Auch die Wirkung von Medikamenten kann so bereits im Vorfeld an lebenden Zellen getestet werden. Eggert sieht darin einen großen Fortschritt für die ALS-Forschung: ?Jetzt können wir praktisch unbegrenzte Vorräte von den Zellen anlegen, die bei dieser schrecklichen Krankheit absterben“. ALS ist bislang nicht heilbar. Prominente Betroffene sind der mittlerweile verstorbene Maler Jörg Immendorff und der Physiker Stephen Hawking.

Kevin Eggan (Harvard-Universität in Cambridge) et al.: Science, DOI: 10.1126/science.1158799 ddp/wissenschaft.de ? Markus Zens
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