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Der Lügenfisch und die Mauerblümchen

Erde|Umwelt

Der Lügenfisch und die Mauerblümchen
Der Mexikokärpfling führt Konkurrenten bei der Partnerwahl trickreich in die Irre: Er wendet sich gezielt unattraktiven Fischweibchen zu und lockt so Rivalen weg von dem eigentlich bevorzugten Weibchen. Die Betrüger erhöhen dadurch ihre Fortpflanzungschancen, während die Betrogenen ihr Sperma an die Mauerblümchen verschwenden. Das haben deutsche Forscher bei Beobachtungen der Fische herausgefunden, die bei der Partnerwahl häufig die Vorlieben ihrer Artgenossen imitieren.

In ihrem Experiment setzten die Forscher immer jeweils zwei Weibchen und ein Männchen in ein Aquarium. Sie beobachteten das Verhalten der Männchen und stellten fest, dass stets die größeren Weibchen bevorzugt ausgewählt wurden. In der Anwesenheit eines Kontrahenten änderte sich jedoch plötzlich das Verhalten des Männchens, und es zeigte das arttypische Paarungsverhalten gegenüber dem ursprünglich abgelehnten Weibchen. Dieses Täuschungsmanöver könnte eine gewitzte Paarungsstrategie sein, um die Chance der Betrüger zu erhöhen, die bevorzugten Partner zu bekommen, vermuten die Wissenschaftler.

In früheren Studien hatten die Forscher bereits gezeigt, dass die Männchen gezieltes Desinteresse gegenüber dem weiblichen Geschlecht heucheln, wenn ein Kontrahent in der Nähe ist. Doch in der neuen Studie wird klar, wie ausgeprägt das Repertoire der Fische an Täuschungsmanövern ist. Grundzüge von typisch menschlichem Verhalten, wie der Fähigkeit, zu lügen, kennen Biologen auch von anderen Tierarten. So täuschen Raben beispielsweise ihre Konkurrenten bezüglich ihrer Futterdepots und die Männchen des Trauerschnäppers spielen den Weibchen vor, dass sie sich noch nicht gepaart hätten, um möglichst viele Weibchen zu begatten.

Welche Auswirkungen dieses Verhalten auf natürliche Fischpopulationen hat, wollen die Forscher in künftigen Studien herausfinden. Unter evolutionären Gesichtspunkten könne das Nachahmen bei der Partnerwahl nicht sinnvoll sein, wenn Konkurrenten immer die Möglichkeit hätten, ihre Rivalen an der Nase herumzuführen, erklären die Forscher. Außerdem habe jeder Kontrahent, der nicht auf die Tricks seiner Artgenossen hereinfällt, leichten Zugang zu den bevorzugten Weibchen.

Martin Plath (Universität Potsdam) et al.: Current Biology, DOI: 10.1016/j.cub.2008.06.067 ddp/wissenschaft.de ? Uwe Thomanek
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