Eine neue Behandlungsmethode kann innerhalb weniger Minuten die sprachlichen Fähigkeiten von Alzheimer-Patienten verbessern. Das haben US-Forscher in Sprachtests bei zwölf Patienten zeigen können, denen sie den bereits als Rheumamittel zugelassenen Wirkstoff Etanercept verabreichten. Unter anderem beim Redefluss verbesserten sich die Leistungen der Probanden deutlich.
Eine positive Wirkung des Medikaments Etanercept bei Alzheimer hatten US-amerikanische Forscher bereits in vorangehenden Studien bei einzelnen Patienten beobachtet. In ihrer neuen Untersuchungen verabreichten Edward Tobinick und Hyman Gross nun zwölf Patienten sechs Monate lang das Medikament über Injektionen ins Rückenmark. Direkt nach den einzelnen Behandlungen nahmen die Probanden an verschiedenen Sprachtests teil. Dabei zeigte sich neben einer Beschleunigung des Redeflusses innerhalb von Minuten auch eine deutliche Verbesserung bei Wortfindungsstörungen ? ein Symptom, an dem viele Alzheimer-Patienten leiden.
Etanercept wirkt als Hemmstoff für ein Signalmolekül des Immunsystems, das als TNF-alpha bezeichnet wird. Dieses Signalmolekül reguliert unter anderem im Gehirn die Übertragung von Nervenimpulsen. Bei Alzheimer wird TNF-alpha verstärkt im Gehirn gebildet, was die Impulsübertragung im Nervensystem vermutlich extrem stört. Durch die Injektion von Etanercept direkt ins Rückenmark gelangt der Wirkstoff schnell ins Gehirn und hemmt dort effizient die TNF-alpha-Signale. Auf diese Weise kann die Signalübertragung zwischen den einzelnen Nervenzellen, die die Grundlage für alle im Gehirn ablaufenden Prozesse darstellt, wieder ungehindert ablaufen.
Edward Tobinick und Hyman Gross (Universität von Südkalifornien, Los Angeles): BMC Neurology, DOI: 10.1186/1471-2377-8-27 ddp/wissenschaft.de ? Uwe Thomanek