Die Frage, wie die Fähigkeit zur Lichtwahrnehmung ursprünglich entstanden ist, wird unter Wissenschaftlern kontrovers diskutiert. Da es so viele verschiedene Arten von Augen gibt, vermuten manche Forscher, dass sich diese Strukturen mehrmals im Laufe der Evolution entwickelt haben. Eine zweite Gruppe von Wissenschaftlern geht hingegen von einem einzigen Augen-Prototypen aus, von dem sich alle modernen Augenstrukturen ableiten lassen. So hatte etwa schon Charles Darwin die Idee von einem Ur-Auge, das nur aus zwei Zellen besteht: einem lichtempfindlichen Photorezeptor und einer Pigmentzelle, die vor dem Rezeptor liegt und dem Tier ermöglicht, die Richtung des einfallenden Lichts zu bestimmen.
C. elegans hat zwar Photorezeptoren, aber keine Pigmentzellen. Da Licht aber in diesem Fall ausschließlich aus einer Richtung ? von der Erdoberfläche ? kommen kann, sind Pigmentzellen auch nicht notwendig. „Wir vermuten, dass dies die Ur-Augen sind, von denen schon Darwin gesprochen hat, und dass dieses einfache visuelle System über Hunderte von Millionen Jahren Evolution konserviert wurde“, erklärt Shawn Xu.
C. elegans dient schon seit nahezu 40 Jahren als Modellsystem für das Verhalten von Tieren, da das Nervensystem des Wurms mit 302 Zellen im Vergleich zu 100 Milliarden Nervenzellen beim Menschen geradezu winzig ist. Das System der Lichtwahrnehmung, das Lichtenergie in elektrische Signale umsetzt und Phototransduktion genannt wird, basiert auf denselben chemische Reaktionen wie auch beim Menschen. Die Erkenntnisse könnten daher genutzt werden, um Störungen der visuellen Wahrnehmung auch beim Menschen besser zu verstehen.