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Wie Mäuse helfen, den plötzlichen Kindstod zu verstehen

Erde|Umwelt Gesundheit|Medizin

Wie Mäuse helfen, den plötzlichen Kindstod zu verstehen
Beim plötzlichen Kindstod spielt wie bereits vermutet der Gehirnbotenstoff Serotonin eine Schlüsselrolle, haben Forscher zufällig durch Versuche mit Mäusen bestätigt: Ist der Stoffwechsel dieses Moleküls in den Tieren gestört, so sterben junge, augenscheinlich quicklebendige Mäuse mit einer ähnlichen Symptomatik wie die vom Kindstod betroffenen Kleinkinder ? plötzlich und unerwartet im Schlaf, mit charakteristischen Schwankungen von Herzfrequenz und Körpertemperatur. Die Forscher glauben zwar nicht, dass im Menschen die exakt gleichen physiologischen Vorgänge stattfinden. Das Mausmodell könne aber dazu dienen, die möglichen Ursachen für den plötzlichen Kindstod besser einzugrenzen.

Die Forscher manipulierten einen Serotoninrezeptor im Gehirn der Mäuse, so dass die Empfindlichkeit für den Botenstoff um rund 20 Prozent reduziert war. Mit Hilfe eines Antibiotikums konnten sie diesen Effekt zudem ein- und ausschalten. Eigentlich wollten die Forscher auf diese Weise Angstgefühle und depressives Verhalten bei den Mäusen studieren, da Serotonin auch für diese Emotionen verantwortlich ist. Überrascht wurden sie jedoch davon, dass viele körperlich fitte Mäuse gewissermaßen im Kleinkindalter plötzlich starben. Da der Botenstoff schon aufgrund früherer Untersuchungen im Verdacht steht, den plötzlichen Kindstod zumindest mitzuverursachen, untersuchten die Forscher die Mäuse gezielt weiter.

Im Vergleich zur menschlichen Entwicklung würde einem neugeborenen Baby ein 20 Tage altes Mäusejunges entsprechen. Ein einjähriges Kind käme einer 80 Tage alten Maus gleich. Als die Forscher den Serotoninmangel gezielt bei einem Mäusealter von 40 Tagen einschalteten, starben neun von zehn Mäusejungen daraufhin. Bei 60 Tage alten Mäusen starben nur noch drei von zehn. Der plötzliche Mäusetod tritt den Forschern zufolge also nur in einem schmalen Zeitfenster ein, genauso wie beim plötzlichen Kindstod von Babys. „Zunächst sahen die Mäuse ganz normal aus“, erklärt Cornelius Gross, einer der Mitautoren der Studie. „Dann erlitten sie aber vereinzelte und unvorhersehbare Einbrüche in Herzfrequenz und Körpertemperatur.“ Diese Körperreaktionen waren mitverantwortlich für den frühen Tod der Mäuse, vermuten die Mediziner.

Die Forscher sind noch vorsichtig, ob bei den Mäusen dieselben Mechanismen ablaufen wie beim Kleinkind. Sie hoffen jedoch, über das Mäusemodell mehr über den tödlichen Verlauf und Einflussfaktoren beim plötzlichen Kindstod herauszufinden. In Deutschland sterben jährlich rund dreihundert Säuglinge im Alter bis zu einem Jahr am plötzlichen Kindstod. Die Ursachen sind nach wie vor weitgehend unbekannt.

Enrica Audero (European Molecular Biology Laboratory, Monterotondo) et al.: Science, Bd. 321, S. 130 ddp/wissenschaft.de ? Martin Schäfer
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