Doch auch Hindernisse auf dem Transportweg beeinflussen die Form der Blattstücke, fanden Wissenschaftler nun heraus. Um zu erforschen, inwiefern es durch Hindernisse auf der Ameisenstraße zu Staus kommt, brachten sie in der Höhe von einem Zentimeter ein künstliches Dach an. Der niedrige Durchweg befand sich auf einer Brücke zum Nest, so dass die Tiere keine Möglichkeit hatten, einen alternativen Weg zu suchen. „Erstaunlicherweise kam es nicht zu Staus, da die Ameisen schnell lernten, die Blätter in kleinere Stücke zu schneiden ? direkt an der Futterstelle, die sich in fünf Minuten Entfernung vom Durchweg befand“, sagt Dessutour. Nach 24 Stunden schnitten die Ameisen die Blattstücke zudem in eine rundere Form, wodurch sie pro Gang mehr Material transportieren konnten. Das veränderte Verhalten war Dussutour zufolge eine völlige Überraschung: „Es legt nahe, dass die Tiere viel klüger sind, als wir dachten.“
Neben der Form der Blattfragmente gab es noch eine weitere Änderung: Um die geringeren Mengen an transportiertem Blattmaterial pro Tier auszugleichen, erhöhte sich die Zahl der Transportameisen um das Dreifache. Diese Anpassung erklären die Forscher so: Durch das Hindernis verbringen die Blätter tragenden Ameisen eine längere Zeit auf dem Transportweg und treffen dadurch insgesamt häufiger mit unbeladenen Ameisen zusammen. Diese werden dadurch angeregt, selbst Blätter zu schneiden. „Wenn man viele Leute mit einem Eis in der Hand sieht, möchte man sich auch eines kaufen“, veranschaulicht Dussutour. Als nächsten Schritt wollen die Forscher den Lern- und Anpassungsprozess auf der Ebene einzelner Tiere untersuchen.