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Lemuren riechen rechts anders als links

Erde|Umwelt

Lemuren riechen rechts anders als links
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Lemuren kommunizieren auf komplexe Art mit Düften.
Lemuren auf Madagaskar setzen beim Thema Körpergeruch auf ein individuelles Parfüm, das an Komplexität kaum zu überbieten ist: Es setzt sich nicht nur aus den verschiedenen Gerüchen zusammen, die die Feuchtnasenaffen jeweils in Drüsen an Genitalien, Schultern, Brust, Kopf und Händen produzieren. Zusätzlich besitzt auch noch jede Körperseite ihren eigenen Duft, hat nun der italienische Forscher Leonardo Dapporto entdeckt. Warum die Affen diesen Aufwand betreiben, weiß der Wissenschaftler von der Universität in Florenz allerdings noch nicht. Der Doppel-Duft könnte dazu dienen, fremde Artgenossen zu verwirren, oder aber er ermöglicht eine ausgefeiltere Duftkommunikation als ein einheitlicher Körpergeruch, spekuliert er.

Sieben männliche Lemuren und deren Duftmarken untersuchte Dapporto in seinem Labor. Das überraschende Ergebnis: Die Drüsensekrete vom rechten und linken Arm der einzelnen Tiere unterschieden sich in der Zusammensetzung genauso stark voneinander wie die Düfte verschiedener Individuen. Eine beeindruckende Entdeckung, urteilen auch andere Wissenschaftler. Es sei bemerkenswert, dass die Lemuren aus der gleichen Drüsenart auf den beiden Körperseiten unterschiedliche Geruchscocktails absondern, kommentiert etwa Ron Swaisgood von der Zoologischen Gesellschaft von San Diego.

Besonders faszinierend finden die Wissenschaftler die Frage, warum die Lemuren einen derartig aufwendigen Duftcocktail produzieren. Es könnte natürlich sein, dass damit einfach ein komplexerer und damit individuellerer Körpergeruch geschaffen werden soll. Dapporto vermutet jedoch mehr dahinter: Er hält den Doppel-Duft für eine Täuschungsstrategie. Lemurengruppen markierten schließlich ihre Territorien mit Duftmarken und schätzten vermutlich auch die Gruppengröße benachbarter Trupps anhand solcher Geruchsspuren ein. Wenn jedes Tier nun zwei verschiedene Marken hinterlasse, deute das auf eine doppelt so große Gruppe hin, spekuliert der Forscher. Die Biologin Jill Mateo von der Universität in Chicago mahnt allerdings zur Vorsicht bei der Interpretation der Ergebnisse: Die Studiengruppe sei so klein, dass das Ergebnis unbedingt in einer größeren Untersuchung bestätigt werden müsse.

Wie vielsagend die Duftcocktails der Lemuren sein können, hat praktisch zeitgleich auch ein Forscherteam von der Duke-Universität in Durham gezeigt: Die komplexen Körpergerüche dienen den Tieren demnach nicht nur als eine Art Namensschild, mit dem sie sich gegenseitig eindeutig identifizieren können. Sie verraten gleichzeitig auch einiges über die Abstammung und die genetische Veranlagung jedes einzelnen Individuums. Auf diese Weise, so die Wissenschaftler, sollen wahrscheinlich Aggressionen zwischen nahen Verwandten genauso vermieden werden wie eine versehentliche Paarung.

Nature, Onlinedienst Originalarbeiten der Forscher: Leonardo Dapporto (Universität in Florenz): Naturwissenschaften, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1007/s00114-008-0407-7 Marie Charpentier (Duke-Universität in Durham) et al.: Molecular Ecology, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1111/j.1365-294X.2008.03831.x ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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