Wenn Fans ihre Lieblingsprominenten anhimmeln, hat das auch für die Bewunderer einen positiven Effekt: Gerade Menschen mit geringem Selbstbewusstsein fühlen sich durch die imaginäre Nähe zu einem Star oder Vorbild bestätigt. Das hilft, Selbstzweifel zu überwinden und sich positiv dem Leben zu stellen, sagen Forscher um Jaye Derrick von der Staatsuniversität New York in Buffalo. In Zeiten persönlicher Krisen können diese virtuellen Beziehungen zu einem Star sogar größere Vorteile für die eigene Entwicklung bieten als reale Beziehungen.
Bei rund hundert Studenten untersuchten die Forscher, wie stark deren Selbstwertgefühl war, wie sehr sie darin von ihren Idealen abwichen und in welchem Ausmaß sie sogenannte
parasoziale Beziehungen pflegten. Darunter verstehen Wissenschaftler Beziehungen, die jemand beispielsweise über die Medien zu einem Prominenten aufnimmt. Die Studenten nannten ihre Lieblingsstars und mussten diese in einem Aufsatz beschreiben. Außerdem bewerteten die Forscher durch einen psychologischen Standardtest das Selbstwertgefühl der Probanden.
Menschen mit geringem Selbstwertgefühl wählen ihre Lieblingsstars so aus, dass diese recht nahe den eigenen Idealen sind. Die Promis liegen dabei den eigenen Idealen sogar näher als Menschen aus realen Beziehungen, stellten die Forscher fest. Da virtuelle Beziehungen zu einem Star nicht enttäuscht werden können ? etwa durch Zurückweisung ?, bieten sie Menschen mit geringem Selbstwertgefühl die Möglichkeit, die eigenen Widersprüche und Unzulänglichkeiten zu kompensieren und ihren Idealen näherzurücken. Dadurch können sie Tiefpunkte und problematische Phasen im Leben besser überstehen, erklären die Forscher.
Jaye Derrick (Staatsuniversität New York in Buffalo) et al.: Personal Relationships, Bd. 15, S. 261 ddp/wissenschaft.de ? Martin Schäfer