Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Steinzeitlicher Frauenraub

Geschichte|Archäologie

Steinzeitlicher Frauenraub
bearbeitet_bentleyfigure2.jpg
In dem steinzeitlichen Massengrab wurden nur einheimische Männer und Kinder gefunden. Bild: Alex Bentley (Universität in Durham)
Das Massaker von Talheim, bei dem vor 7.000 Jahren mindestens 34 steinzeitliche Menschen umgebracht wurden, hatte den Raub von Frauen zum Ziel. Das vermuten britische Forscher nach neuen Auswertungen der Knochenfunde, auf die ein Landwirt in den 1980er Jahren beim Ausheben eines Beetes in Talheim bei Heilbronn gestoßen war. Die Wissenschaftler um Alex Bentley von der Universität in Durham stützen ihre Vermutung auf Analysen der Strontium-, Sauerstoff- und Kohlenstoff- Isotope im Zahnschmelz der Ermordeten, aus dem sich auf die unterschiedlichen Wohnorte der Opfer schließen lässt.

Grauenhafte Szenen müssen sich vor 7.000 Jahren in dem Ort im Neckartal nördlich von Stuttgart abgespielt haben: Die Angreifer kamen wohl unbemerkt und erschlugen einen großen Teil der wehrlosen Opfer durch Schläge auf den Kopf. Wer floh, wurde durch Pfeilschüsse von hinten niedergestreckt. Insgesamt 16 Kinder fielen dem Angriff zum Opfer, unter den 18 Erwachsenen waren 9 Männer, sieben Frauen und zwei mit heute nicht mehr nachweisbarem Geschlecht.

Bei diesem Gemetzel ging es nicht nur um Land und lokale Macht, glauben Bentley und seine Kollegen: Vielmehr hatten es die Angreifer auf die Frauen in der steinzeitlichen Siedlung abgesehen. So ergaben die Isotopen-Analysen des Zahnschmelzes eine Aufteilung der Opfer in drei Gruppen, von denen nur eine am Ort des Geschehens beheimatet war. Zu dieser lokalen Gruppe gehörten vier erwachsene Männer und mindestens acht Kinder, aber keine einzige Frau. Laut den Wissenschaftlern könnten die Frauen daher bei dem Angriff gezielt verschont und danach entführt worden sein.

Die Opfer der anderen beiden Gruppen waren wohl eine Familie und eine aus Gruppe von Menschen, die nicht aus der Gegend stammte, sondern aus einer höhergelegenen Region, wie die Zusammensetzung des Zahnschmelzes verriet. Warum diese sich am Ort des Geschehens aufhielten und zum Opfer des Überfalls wurde, darüber können die Forscher nur spekulieren. Sie vermuten jedoch einen Zusammenhang mit der sich bereits damals etablierenden Arbeitsteilung zwischen Ackerbau und Viehzucht.

Alex Bentley (Universität in Durham) et al.: Antiquity, Bd. 82, S. 290 ddp/wissenschaft.de ? Ulrich Dewald
Anzeige
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

Or|to|lan  〈m. 1; Zool.〉 Art der Ammern: Emberiza hortulana [<ital. ortolano … mehr

Zot|ten|haut  〈f. 7u; Anat.〉 äußere Embryonalhülle des Menschen u. der Säugetiere; Sy Chorion … mehr

Quan|ten|bio|lo|gie  〈f. 19; unz.〉 Anschauung, die entsprechend der Quantentheorie in der Physik auch in der Biologie Vorgänge sieht, bei denen Entwicklungen im Großen durch Prozesse an einzelnen Atomen gesteuert werden

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige