Trotz der relativ geringen Auflösung ihrer Augen sind im Flug jagende Insekten wie Libellen aber in der Lage, erstaunlich präzise Manöver durchzuführen. Denn tatsächlich sehen Insekten mehr, als die Zahl ihrer Facettenaugen annehmen lässt. Das liegt daran, dass sich die Gesichtsfelder benachbarter Facetten überlappen. Durch diese Zusatzinformation kann das Insektengehirn mehr Informationen aus den Signalen der Sinneszellen herausholen.
Dieses Phänomen hat Andreas Brückner nun technisch nachempfunden: „Das Ziel bestand darin, Facettenaugen-Objektive zu entwickeln, die eine Vielzahl von parallel abbildenden Kanälen beinhalten und zudem dünner als 0,5 Millimeter sind“, berichtet Andreas Brückner. Zunächst analysierte er, wie in künstlichen Facettenaugen überhaupt Bilder entstehen. Die Herausforderung lag darin, das Überlappen der Gesichtsfelder künstlich umzusetzen. Ein Prozessor konnte dann die Bildsignale benachbarter Facetten miteinander vergleichen. Das ermöglichte es, die Position eines Objektes mit einer Genauigkeit zu bestimmen, die die Bildauflösung um ein Vielfaches übertraf.
Der neue Sensor ist in der Lage, einfache Objekte zu erkennen sowie deren Position und Größe exakt zu bestimmen. Auch Bewegungen kann er zuverlässig aufspüren. Das System lässt sich zum Beispiel für Sonnenstandssensoren nutzen, die im Auto die Klimaanlage regulieren. In sogenannten Fahrerassistenzsystemen können solche Sensoren Fahrstreifen erkennen und notfalls die Steuerung des Autos zu korrigieren. Erste Projekte dazu laufen bereits, teilt die Fraunhofer-Gesellschaft mit.