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Wunderfaser mit Nebenwirkungen

Technik|Digitales

Wunderfaser mit Nebenwirkungen
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Nanoröhrchen bestehen aus miteinander verbundenen Kohlenstoffatomen.
Nanoröhrchen können im Körper eine ähnliche Wirkung entfalten wie Asbestfasern. Das haben amerikanische und britische Forscher in Tests mit Mäusen nachgewiesen, denen sie Nanoröhrchen in die Bauchhöhle injizierten. Die Tiere zeigten daraufhin ähnliche Reaktionen wie Mäuse einer Kontrollgruppe, die Asbestfasern ausgesetzt waren. „Die Ergebnisse sind ein Alarmsignal für die Nanotechnologie im Allgemeinen und die Nutzung von Nanoröhrchen im Besonderen“, kommentieren die Wissenschaftler ihre Beobachtungen. Es seien dringend weitere Studien nötig, ehe Nanoröhrchen eine breite Anwendung in der Technik finden, schreiben Ken Donaldson von der Universität in Edinburgh und seine Kollegen.

In ihren Experimenten arbeiteten die Wissenschaftler mit Nanoröhrchen unterschiedlicher Länge, die sie in die Bauchhöhle der Versuchstiere einbrachten. Damit wollten sie das Eindringen von Nanoröhrchen über die Atemwege simulieren. Die Forscher vermuteten eine ähnliche Reaktion wie bei Asbest, dessen lange, extrem feine Fasern nach dem Einatmen ins Lungengewebe und das Brustfell eindringen können und dort dauerhafte Schäden bis hin zum Lungen- und Brustfellkrebs verursachen können. Tatsächlich reagierten die Versuchstiere bei den Tests mit langen Nanoröhrchen ähnlich wie die Mäuse, die Asbestfasern verabreicht bekamen: Entzündungsherde entstanden im Gewebe, und es bildeten sich kleine Knötchen, sogenannte Granulome.

Verwendeten die Wissenschaftler hingegen kürzere Nanoröhrchen, waren solche Reaktionen nur in einem einzigen Fall zu beobachten. Das bedeute jedoch nicht, dass dieser Typ von Nanoröhrchen völlig ungefährlich sei, denn es könnten sich mit anderen Versuchsmodellen gleichfalls kritische Reaktionen ergeben, erklären die Forscher. In weiteren Tests müsse zunächst allerdings geklärt werden, ob und in welcher Menge Nanoröhrchen in der Praxis überhaupt über die Atemwege in die Lunge eindringen könnten.

Generell warnen die Wissenschaftler vor einer voreiligen generellen Verurteilung der Nanotechnologie: „Auf die Vorteile dieses unglaublichen Materials kann die Gesellschaft nicht verzichten“, erklärt Andrew Maynard, einer der beteiligten Wissenschaftler. Es gelte jedoch, nicht die gleichen Fehler wie beim Asbest zu machen. Nanoröhrchen sind hochfeine, aus Kohlenstoffatomen zusammengesetzte Röhren. Sie sollen einmal in der Elektronik, als Oberflächenbeschichtung oder für die Herstellung extrem stabiler Gewebe eingesetzt werden.

Ken Donaldson (Universität in Edinburgh) et al.: Nature Nanotechnology, DOI: 10.1038/nnano.2008.111 ddp/wissenschaft.de ? Ulrich Dewald
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