Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Vergangenheit auf Eis

Astronomie|Physik Erde|Umwelt

Vergangenheit auf Eis
bearbeitet_gasblasen_s._kipfstuhl__awi_bremerhaven__und_b._stauffer__universit_t_bern_.gif
Dieser Dünnschliff eines Eisbohrkerns aus einer Tiefe von 114 Metern zeigt im polarisierten Licht die Grenzen der Eiskristalle und Gasblasen.
Noch nie in den vergangenen 800.000 Jahren waren die Konzentrationen der Treibhausgase Kohlendioxid und Methan in der Atmosphäre so hoch wie heute. Das folgt aus den Ergebnissen einer Studie zweier internationaler Forscherteams des „European Project for Ice Coring in Antarctica“ (EPICA), die anhand von Bohrungen im Eis der Antarktis erstmals die Geschichte der Erdatmosphäre in den vergangenen 800.000 Jahren lückenlos zurückverfolgen konnten.

Die von Dieter Lüthi von der Universität in Bern und Laetitia Loulergue von der Universität in Grenoble geleiteten Forscherteams gewannen ihre Daten aus Bohrkernen, die bei Bohrungen im antarktischen Eis aus bis zu 3.270 Metern Tiefe nach oben zur Forschungsstation „Dome Concordia“ befördert worden waren. Mit einem Alter von 800.000 Jahren ist es das älteste je geborgene Eis. Die Forscher analysierten in jahrelanger Arbeit den Kohlendioxid- und den Methangehalt winziger, in das Eis eingeschlossener Luftblasen und konnten so einen Einblick in die Geschichte der Erdatmosphäre gewinnen. Diese Analyse reicht nicht nur lückenlos so weit zurück wie nie zuvor, sondern ist mit einer zeitlichen Auflösung von 380 Jahren auch extrem detailliert.

Rekordwerte bei den Treibhausgasen Kohlendioxid und Methan fanden die Forscher nicht etwa in den warmen Phasen zwischen den vergangenen acht Eiszeiten, sondern in der Gegenwart: So liegen die heutigen Kohlendioxidkonzentrationen um 28 Prozent höher als je zuvor in den vergangenen 800.000 Jahren. Der Methangehalt ist heute sogar um 128 Prozent höher.

Zudem ist die Entwicklung des Kohlendioxidgehalts tatsächlich sehr eng an den Temperaturverlauf gekoppelt, konnten die Wissenschaftler mit ihren Daten bestätigen. Auch kam es immer wieder zu schnellen und markanten Schwankungen des Kohlendioxid- und Methangehalts. Abrupte Klimaschwankungen, wie sie während der letzten Eiszeit vor 40.000 Jahren auftraten, konnten die Forscher nun auch bereits für frühere Epochen nachweisen, beispielsweise vor 770.000 Jahren.

Das Auf und Ab der Treibhausgase und damit auch der Temperatur folgt gleich mehreren, sich überlagernden Zyklen, ergab sich aus den Daten: So scheint es neben einen 100.000-Jahre-Zyklus einen 400.000 bis 500.000 Jahre dauernden Kreislauf zu geben, der möglicherweise mit Schwankungen der Bahn der Erde um die Sonne zusammenhängt. Um diese Zyklen besser zu verstehen, wollen die Wissenschaftler nun noch weiter in die Vergangenheit vordringen: Geplant sind Bohrungen in bis zu 1,5 Millionen Jahre altes Eis.

Anzeige
Dieter Lüthi (Universität Bern) et al.: Nature, Bd. 453, S. 379 Laetitia Loulergue (Universität Grenoble) et al.: Nature, Bd. 453, S. 383 ddp/wissenschaft.de ? Ulrich Dewald
Anzeige

Wissenschaftsjournalist Tim Schröder im Gespräch mit Forscherinnen und Forschern zu Fragen, die uns bewegen:

  • Wie kann die Wissenschaft helfen, die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern?
  • Was werden die nächsten großen Innovationen?
  • Was gibt es auf der Erde und im Universum noch zu entdecken?

Hören Sie hier die aktuelle Episode:

Aktueller Buchtipp

Sonderpublikation in Zusammenarbeit  mit der Baden-Württemberg Stiftung
Jetzt ist morgen
Wie Forscher aus dem Südwesten die digitale Zukunft gestalten

Wissenschaftslexikon

♦ Elek|tro|ly|se  〈f. 19〉 Zersetzung chem. Verbindungen (Basen, Salze, Säuren) durch elektr. Strom [<Elektro… … mehr

Cho|ral|be|ar|bei|tung  〈[ko–] f. 20; Mus.〉 mehrstimmiges Musikstück, dem ein Choral zugrunde liegt

Neu|ro|der|ma|to|se  〈f. 19; Med.〉 nervöse Hauterkrankung

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige