Die aufgezeichneten Daten überraschten die Forscher: Bisherige Studien im Labor hatten ergeben, dass die Tiere knapp 16 Stunden pro Tag schlafen, doch den neuen Aufzeichnungen zufolge verbringen Faultiere in ihrer natürlichen Umgebung nur etwa 9,6 Stunden täglich schlafend. Zwar kann laut Rottenburg nicht ausgeschlossen werden, dass das unterschiedliche Alter der untersuchten Tiere in Gefangenschaft und in der Wildnis Einfluss auf das abweichende Schlafverhalten hatte. Er vermutet aber, dass die unterschiedlichen Lebensumstände den Ausschlag geben: “Faultiere in freier Wildbahn müssen sich ihr Futter selbst suchen und wachsam gegenüber Feinden sein. Daher schlafen sie vielleicht nur soviel, wie notwendig ist. Möglicherweise schlafen sie dafür tiefer als Tiere in Gefangenschaft”, erläutert er gegenüber wissenschaft.de.
Versuche an Tieren in Gefangenschaft könnten zu falschen Schlüssen führen, sagt Rattenborg. Die vergangenen 40 Jahre über hätten Forscher versucht, herauszufinden, warum einige Tierarten mit weniger Schlaf auskommen als andere. Auf diese Weise wollte man der Funktion des Schlafs auf die Spur kommen. “Wie sich nun gezeigt hat, kann das Schlafverhalten von Tieren in Gefangenschaft ganz anders sein als in ihrer natürlichen Umgebung”, erklärt Rattenborg, “In der Natur nehmen Tiere möglicherweise mit einem Minimum an Schlaf vorlieb. Wenn wir die natürlichen Unterschiede im Schlafverhalten verschiedener Tierarten weiter erforschen und diese eines Tages erklären können, verstehen wir vielleicht auch den Grund, warum Menschen schlafen.” Er vermutet, dass die Ergebnisse seines Teams andere Forscher ermutigen werden, mit dieser Technik ebenfalls Tiere in freier Wildbahn zu untersuchen. Er selbst möchte die Versuche mit dem tragbaren EEG in Zukunft an Straußen fortsetzen.