Inzwischen wird aber angenommen, dass schon vor 16.000 Jahren Menschen nach Amerika kamen. Der stärkste Beweis dafür ist die Fundstätte von Monte Verde: Das Alter der unter einem Moor gefundenen Siedlungsreste wurde 1997 auf 14.600 Jahre bestimmt. Auch die neuen Untersuchungen von Dillehay und seinen Kollegen bestätigen das hohe Alter: Die Überreste der neun Algenarten, die die Forscher unterscheiden konnten, waren rund 14.000 Jahre alt.
Die Siedlung von Monte Verde lag vor 14.000 Jahren etwa 130 Meter über dem Meeresspiegel an einem kleinen Fluss, ungefähr 15 Kilometer von einem Meeresarm entfernt. Einige der Algen stammten wahrscheinlich aus diesem Fjord. Andere Pflanzen, so nehmen die Forscher an, müssen jedoch an Sandstränden gesammelt worden sein. Dafür mussten die Ur-Amerikaner etwa 90 Kilometer weit laufen. Da sich die Algenreste in der Nähe von Kochstellen und an Werkzeugen fanden, nehmen die Forscher an, dass die Meerespflanzen als Nahrung dienten. Gekaute Algenballen könnten aber auch als Medizin gedient haben, schreiben sie.
Die Funde belegen, dass die urzeitlichen Jäger und Sammler sowohl marine als auch terrestrische Ökosysteme als Nahrungsquelle nutzten und dadurch das ganze Jahr in Monte Verde überleben konnten, schreiben die Forscher. Die Ur-Amerikaner der ersten Welle hätten sich wahrscheinlich langsamer über den Kontinent ausgebreitet als die nachfolgende Clovis-Kultur, weil sie sowohl im Landesinneren jagten, als auch an der Küste nach Nahrung suchten. Die Beweise für die Theorie sind allerdings spärlich: Überreste vieler Küstensiedlungen dürften vom Meer zerstört worden sein. Vor 14.000 Jahren lag der Meeresspiegel etwa 60 Meter niedriger als heute.