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Mutterschutz einmal anders

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Mutterschutz einmal anders
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Embryonale Zellen können in den Körper der Mutter eindringen und ihn vor Brustkrebs schützen.
Ungeborene Kinder können ihre Mütter vor Brustkrebs schützen, wenn einige ihrer Zellen in den mütterlichen Blutkreislauf eindringen. Dieses Fazit ziehen amerikanische Forscher aus einer kleinen Studie, in der sie Mütter mit und ohne Brustkrebs untersuchten. Dabei fanden sich bei den erkrankten Frauen nach einer Schwangerschaft weniger kindliche Zellen im Blut als bei den gesunden Probandinnen. Die Forscher vermuten, dass diese Zellen einen aktiven Beitrag zur Krebsbekämpfung leisten. Alternativ wäre es jedoch auch möglich, dass sie lediglich das Immunsystem der Mutter stimulieren und dadurch stärken, berichtet das Team um Vijayakrishna Gadi von der Universität von Washington in Seattle.

Wenn Stammzellen des Fötus während der Schwangerschaft die Plazenta durchqueren und in die mütterliche Blutbahn gelangen, können sie anschließend jahre- bis jahrzehntelang in Haut, Leber, Gehirn oder Milz der Mutter überleben ? ein Phänomen, das fötaler Mikrochimärismus genannt wird. Welche Folgen diese Zellmischung für den Organismus hat, ist zwar noch nicht genau bekannt. Diskutiert werden jedoch sowohl positive Effekte, wie etwa die Reparatur geschädigten Gewebes, als auch negative Folgen wie das Entstehen von Autoimmunkrankheiten. Eine weitere gesundheitsfördernde Wirkung könnte auch der Schutz vor Brustkrebs sein, zeigen nun die neuen Ergebnisse.

Gadi und sein Team hatten dazu im Blut von 99 Frauen, 54 davon Brustkrebspatientinnen, nach fötalen Zellen gesucht. Fündig geworden waren sie bei 56 Prozent der gesunden und lediglich 26 Prozent der erkrankten Frauen. Auch waren bei den Krebspatientinnen jeweils deutlich weniger Zellen nachweisbar als bei der Kontrollgruppe. Die Ergebnisse könnten erklären, warum es zwar einen Schutzeffekt von Schwangerschaften gibt, dieser jedoch nicht bei jeder Frau eintritt, erläutern die Forscher. Gadi glaubt zudem, den Wirkmechanismus in einer weiteren kleinen Studie identifiziert zu haben: Nach einer Impfung, mit der das Immunsystem von Brustkrebspatientinnen stimuliert werden sollte, seien bei zwei von acht Frauen plötzlich fötale Zellen nachweisbar gewesen. Das deute darauf hin, dass die Behandlung die Zellen aktiviert oder ihre Vermehrung angeregt habe und sie dann anschließend zu Immunzellen geworden seien, erklärt er.

Da diese Zellen dem Organismus im Prinzip fremd sind, greifen sie entartete körpereigene Zellen effizienter an als die eigene Immunabwehr. Ein ähnliches Prinzip werde auch bei Stammzell- und Knochenmarkstransplantationen genutzt: Hier sorgen die in den Körper verpflanzten fremden Immunzellen ebenfalls für eine effiziente Bekämpfung entarteter Gewebeteile. Für den Forscher ist daher die gezielte Vermehrung der fötalen Zellen ein vielversprechender Ansatz für die Krebsvorbeugung.

Vijayakrishna Gadi (Universität von Washington in Seattle) et al.: New Scientist, 3. Mai, S. 10 ddp/wissenschaft.de ? Ilka Lehnen-Beyel
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