Hunde können unterscheiden, ob andere Artgenossen um Aufmerksamkeit oder zur Abwehr von Fremden bellen. Damit können die Tiere nicht nur über ihr Verhalten, ihre Mimik und ihre Gerüche miteinander kommunizieren, sondern verstünden vermutlich auch ihr Gebell, erklären Forscher um Péter Pongrácz von der Eötvös-Loránd-Universität in Budapest. Bislang gilt das Bellen als eine dem Hund anerzogene Kommunikationsform mit dem Menschen. Die Forscher spielten Hunden zwei verschiedene Bellversionen vor, wobei sich der Herzrhythmus in charakteristischer Weise änderte, sobald ein Hund beispielsweise vom Abwehrbellen zum Aufmerksamkeitsbellen wechselte.
Die Forscher mussten sich eine besonders raffinierte Versuchsanordnung ausdenken, um die Reaktionen von Hunden auf das Bellen von Artgenossen zu untersuchen. Sie spielten 14 verschiedenen Rassen ? darunter Schäferhunde und
Golden Retriever ? das Bellen eines
Mudi genannten ungarischen Hirtenhundes vor. Dabei nahmen die Forscher den Herzrhythmus der zuhörenden Tiere auf. Zunächst spielten sie 25 Sekunden lang ein Abwehrbellen vor, wobei die Herzfrequenz der Zuhörer stark anstieg und sie ihren Kopf dem Lautsprecher zuwandten. Das Abwehrbellen wiederholten sie zweimal: Die Zuhörer gewöhnten sich daran und die Herzfrequenz sank. Als sie mit der vierten Einspielung ein Aufmerksamkeitsbellen folgen ließen, schlug das Herz wieder schneller.
Zur Kontrolle spielten die Forscher auch andere Geräusche vor, etwa eine Bohrmaschine und einen brummenden Kühlschrank. Darauf reagierten die Tiere nicht. Die Hunde merken, wenn sich das Bellen verändert, und können daher die verschiedene Varianten auseinanderhalten, schließen die Forscher. Hunde äußern sich gegenüber fremden Menschen oder ihren Frauchen oder Herrchen in verschiedenen Situationen durch ganz charakteristisches Bellen, etwa um Aufregung oder Angst auszudrücken, Aufmerksamkeit einzufordern oder sich zu verteidigen. Wenn Menschen dieses unterschiedliche Bellen ihrer Hunde auseinanderhalten können, so liege es nahe, dass dies auch die Hunde selbst können, sagt Pongrácz.
New Scientist, Onlinedienst Originalarbeit der Forscher: Applied Animal Behaviour Science, Online-Vorabveröffentlichung, DOI: 10.1016/j.applanim.2008.01.022 ddp/wissenschaft.de ? Martin Schäfer