Um zu testen, inwieweit der Geruch für die Vögel wichtig ist, präparierten die Forscher um Amo de Paz die Nistboxen von Blaumeisen mit den Ausdünstungen von Frettchen. Durch eine Videokamera, die einige Meter entfernt vom Nest angebracht war, überwachten sie die Elternvögel beim Füttern der Jungen. Roch das Nest nach Frettchen, so flogen die Blaumeisen das Nest öfter an, ohne anschließend hineinzugehen, beobachteten die Wissenschaftler. Zwar fütterten die Eltern ihren Nachwuchs genauso häufig wie zuvor, sie verbrachten jedoch insgesamt weniger Zeit im Nest. Dadurch verringerten sie das Risiko, während des Fütterns angegriffen zu werden. Das Wachstum der Küken wurde dadurch nicht beeinflusst.
In weiteren Experimenten verwendeten die Forscher den Geruch von Wachteln, um herauszufinden, wie die Vögel auf unbekannte Gerüche reagierten. In diesen Versuchen warteten die Vögel nicht so lange mit dem Betreten des Nests wie beim Wittern der Frettchen, entdeckten die Forscher.
Über den Geruchssinn der Vögel war lange nur wenig bekannt. Derzeit mehren sich die Hinweise, dass die Tiere in vielen Situationen darauf zurückgreifen, etwa bei der Futtersuche, der Orientierung und der individuellen Erkennung von Artgenossen. Mit der aktuellen Studie zeigen die Forscher nun erstmals, dass der Geruch auch bei der Wahrnehmung von natürlichen Feinden eine große Rolle spielt. Diese Entdeckung könnte beim Verständnis vieler Aspekte im Lebenszyklus der Vögel helfen, schließen die Forscher.