Mit Eiern gebundene Farben haben den Figuren der chinesischen Terrakotta-Armee früher ein buntes Aussehen verliehen. Das haben deutsche und italienische Forscher bei der Untersuchung der Tonkrieger entdeckt. Dass die Terrakotta-Figuren aus dem dritten vorchristlichen Jahrhundert einst mit leuchtenden Farben bemalt waren, sei zwar schon seit geraumer Zeit bekannt gewesen, schreiben die Wissenschaftler um Ilaria Bonaduce. Unklar war bislang aber, mit welchem Bindemittel die chinesischen Künstler ihre Farben anrührten. Mit Hilfe chemischer Analysen konnten die Wissenschaftler nun eindeutig Eier als Bindemittel identifizieren. Ihre Erkenntnisse wollen sie dazu nutzen, die Konservierungsmethoden für die Terrakotta-Armee zu verbessern.
Nach heutigen Erkenntnissen umfasst die Terrakotta-Armee mehr als 7.000 Figuren. Ursprünglich diente sie als Grabbeigabe für den ersten chinesischen Kaiser
Qin Shihuangdi, der von 259 bis 210 vor Christus lebte. Wiederentdeckt wurde die Anlage in der Nähe der chinesischen Stadt
Xi’an erst 1974, als Bauern dort einen Brunnen bohren wollten. Neben den Nachbildungen von Kriegern finden sich in der Terrakotta-Armee auch tönerne Tiere und Figuren des damaligen höfischen Lebens wie Beamte, Künstler und Stallknechte.
Überzogen waren die Tonfiguren mit einer speziellen lackartigen Beschichtung, schreiben die Wissenschaftler um Bonaduce. Darauf trugen die chinesischen Künstler dann verschiedene Farbschichten auf. Besonders dick aufgetragene Farbe diente dazu, die Oberflächenstrukturen von Vogelfedern oder Gewändern nachzuahmen, schildern die Forscher. Wie genau die Maler ihre Farben anrührten, war bislang allerdings unbekannt.
Mit Hilfe eines Gaschromatographen und eines Massenspektrometers untersuchten Bonaduce und ihr Team daher Proben der Figuren. Dabei fanden sie in allen Proben Spuren von Eiern, einem seit der Antike gängigen Bindemittel. Nach der Rekonstruktion von mehreren Figuren vermuten die Wissenschaftler aber, dass auch noch andere Bestandteile in der Farbe enthalten waren, die für die besonderen Strukturen auf den Tonfiguren verantwortlich waren. „Rein maltechnisch gehen wir davon aus, dass nicht nur Eiweiß, sondern wahrscheinlich auch Eigelb enthalten sein musste“, sagte die ebenfalls an der Untersuchung beteiligte Wissenschaftlerin Catharina Blänsdorf von der Technischen Universität München im Gespräch mit wissenschaft.de.
Ilaria Bonaduce (Universität in Pisa) et al.: Journal of Cultural Heritage, Bd. 9, S. 103 ddp/wissenschaft.de ? Markus Zens