Aus diesem Grund untersuchten Reichman und sein Team nun die Daten von 8.858 Frühgeborenen, die zwischen der 24. und 34. Schwangerschaftswoche mit einem Gewicht zwischen 500 und 1.500 Gramm zur Welt gekommen waren. Darunter waren 2.448 Zwillinge ? sowohl mit gleichem als auch mit unterschiedlichem Geschlecht ? und 6.410 Einzelgeburten. Besonderes Augenmerk legten die Forscher bei der Auswertung auf das Auftreten von Komplikationen mit der Lunge wie das sogenannte Neugeborenen-Atemnotsyndrom, bei dem sich die Lungenbläschen nicht richtig entfalten, und mögliche Folgen davon. Das Ergebnis: Während bei den Einzelgeburten und bei rein weiblichen Zwillingspaaren wie in den früheren Studien bei Mädchen weniger Komplikationen auftraten, verschwand dieser Unterschied bei gemischten Zwillingspaaren fast vollständig ? die Mädchen litten hier ebenso oft unter Lungenproblemen wie die Jungen.
Bisher sei unklar gewesen, ob der Unterschied in der Komplikationsrate eher auf einen Vorteil der Mädchen oder einen Nachteil der Jungen zurückzuführen sei, erläutern die Forscher. Die neuen Ergebnisse deuteten nun auf letzteres. Wie die Beeinträchtigung der Mädchen zustande kommt, können sie bisher nicht sagen. Sie vermuten jedoch, dass die männlichen Hormone, allen voran das Testosteron, die Reifung der Lunge bremsen ? beispielsweise, indem sie die Produktion oberflächenaktiver Proteine verlangsamen, die die Lunge für eine einwandfreie Funktion benötigt. Die Studie soll nun helfen, die Risiken für Frühgeborene besser einzuschätzen und die Versorgung zu optimieren, schreiben die Wissenschaftler.